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Diskussionen zur Methode nach Trippelschritt

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Trippelschritt:
Bei den Wattwanderern muss jeder seinen eigenen Weg finden und dabei auch herausbekommen, wie man überarbeitet. Eine verbindliche Methode gibt es da nicht. Umso schöner, dass Uli es ähnlich macht.

Ich bin durch einen recht guten Schreibkurs darauf gestoßen. Fast kein Kapitel dieses Kurses hat mir direkt geholfen, aber indirekt. Denn ich habe in diesem Kurs herausgefunden, wie mein Gehirn tickt beim Schreiben. Das wird bei den Bauchschreibern wahrscheinlich recht individuell sein. Felis zeigt es ja gerade.

Mein Denken beim Schreiben hat mich deshalb so überrascht, weil ich im Berufsleben extrem strukturiert und analytisch denken musste und es auch erfolgreich getan habe. Jetzt helfen mir diese Fähigkeiten beim Überarbeiten. Aber Schreiben, das geht bei mir anders. Und ich weiß mittlerweile wie. Hat viel Zeit gekostet, das herauszufinden.  :)

Liebe Grüße
Trippelschritt

szazira:
Ich kann auch nicht nach Plan schreiben. Mein Versuch meinen Roman zu planen ging gnadenlos in die Hose und resultierte darin, dass ich die Geschichte gar nicht mehr schreiben konnte :schluchz:.

Ein anderes Projekt von mir entfaltete sich von einer Kurzgeschichte von zwei DIN-A-4 Arial 12 (sry, ich weiß gerade nicht, was das in Normseiten ist), auf acht, dann ging die Geschichte weiter bis zur sechszehnten Seite und schließlich schwoll das Konzept (weil zu wenig für Außenstehende beschrieben) bis auf 94 Seiten an.

Figuren habe ich während der "Reise" durch die Geschichte entdeckt. Die Überarbeitung der Geschichte erfolgt nun vom Anfang der Geschichte bis zu ihrem Ende. Figuren kommen nicht nur hinzu, sondern gewinnen auch an Tiefe. So habe ich am Ende erfahren, dass die Geliebte meiner Prota auch eine Spionin der Gegenseite war, deren Erkenntnisse nicht angemessen bewertet wurden. Das ist etwas, was ich bei der Überarbeitung berücksichtigen werde und sich Szenen ergeben, die vorher nicht da waren.

Die Welt ist zwar sehr ausgefeilt in meinem Kopf vorhanden, aber in meinem Konzept sträflich vernachlässigt, was heißt soweit vorhanden, wie unbedingt nötig, damit die Figuren nicht ganz vor der weißen Leinwand agieren. Ich habe sie sozusagen "überflogen" weil ich wissen wollte, wie es weiter geht.

So kommt es, dass ich bisweilen von den Irrungen und Wirrungen überrumpelt werde.

Oder aber ich verliere mich in der Welt und eine Begegnung mit einer Figur führt zur nächsten und zur nächsten und... ich vergesse wessen Geschichte ich schreiben wollte, weil sie einfach alle interessant sind.  :watchout:

Alles in allem eher chaotisch als das schön geordnete System von Trippelschritt :P.

PS Der große Anta war bei mir ab Seite sechszehn im Konzept da und Größenwahnsinnig wurde er so ab dem letzten Drittel :glotz:.

felis:
@Trippelschritt,
könnte es nichtv einfach auch was mit Übung zu tun haben, dass sich der Arbeitstil mit der Zeit auch ändert? (Ich hoffe, ich sprenge nicht deinen Thread mit dieser Überlegung)
Mir ging es so, dass ich mein allerersters - natürlich völlig ungeplantes (weil ich damals von Plaung keine Ahnung hatte) Prowekt nach 25 Seiten an die Wand gefahren hatte.  Dann hab ich mich intensiv mit Planug beschäftigt, weil ich merkte, dass es so anscheinend nicht geht, habe 2 sehr durchgeplante Projekte geschrieben, eines was zumindest bis zum ersten Wendepunkt total durchgeplottet war und den Rest als Grobplot stehen hatte und zuletzt "Dunkelwelt", wo ich pratkisch unvorbereitet gestartet bin. Ich kannte nur das Ende und den ersten zentralen Wendepunkt. Mit der Figurenentwicklung hab ich 2 Tage vor dem Nano angefangen.
"Konsequenterweise?" hab ich dann während des Schreibens gemerkt, dass vor die zuerst geschriebene Szene vorne noch was davor musste und hinter die Auflösung des Haupträtsels am Ende noch ein paar Sub-Auflösungen für Nebenhandlungen mussten (ganz zu schweigen davon, dass einer der zentralen Handlungsstränge überhauopt erst während des Schreibens entstand)
Ich hege allerdings den Verdacht, dass ich trotzdem strukturiert geschrieben habe, aber den plot nicht mehr vorher extra zu Papier bringen musste, sondern so im Kopf entwickeln und damit arbeiten konnte.

Trippelschritt:
Könnte sein, dass wir jetzt in den OT-Bereich abgleiten. Deshalb fasse ich mich ganz kurz.
Die Einteilung in Planschreiber und Wattwanderer ist unabhängig von dem Vermögen des Autors. Genies und Pfeifen gibt es in beiden Lagern.
Für mich persönlich gilt, dass ich beim Planschreiben keine Ideen mehr bekomme, und meine geschichten leben von Ideen. Meine langsam zunehmende Erfahrung hat bisher nur dazu geführt, dass ich besser überarbeiten kann.
All die Regeln werden plötzlich wichtig bei der ersten Überarbeitung eines grottenschlechten Rohmanuskriptes. Und da denke ich auch über Wendepunkte und Ähnliches nach. Mehr kann ich noch nicht dazu sagen.

Liebe Grüße
Trippelschritt

merin:

--- Zitat von: felis am 15 December 2013, 20:36:17 ---Was ich wirklich erstaunlich finde, ist dass du losschreibst, ohne zu wissen wie deine Geschichte endet.

--- Ende Zitat ---

Was ich erstaunlich finde ist, dass es Leute gibt, die das anders machen :biggrin:

Ganz im Ernst: Ich weiß nicht einmal zu Beginn meiner Kurzgeschichten, wo sie enden werden. Ganz selten erscheint vor meinem inneren Auge eine fertige Gestalt, die ich dann nur noch aufschreiben muss. Dabei verändert sie sich immer. Aber in den allermeisten Fällen fange ich mit eine Szene an. Und von dieser Szene aus entwickelt sich alles. Neben meinen Kindheitsprojekten habe ich nur einen einzigen Roman fertig geschrieben und dieser war so ein Text, der mich monatelang begleitet hat. Die Geschichte kam zu mir, die Protas auch. Dann habe ich mich hingesetzt und in wenigen Wochen fieberhaft (sogar auf Arbeit in der Mittagspause) alles aufgeschrieben. Das ist 10 Jahre her und seit dem überarbeite ich. Das Problem ist: der Text ist mir so nah, dass ich ganz viel mit Scham zu kämpfen habe. Hoffentlich werde ich mir irgendwann durchringen können, ihn in Ausschnitten im Höllenrost zu zeigen.

Mein zweiter Roman ist nun einer, bei dem die erste Szene samt Prota zu mir kam. Kurz darauf kam die Antagonistin. Ich habe ca. 30 Seiten geschrieben. Wie es enden wird, weiß ich nicht. Auch die Welt, in der es spielt, ist noch nicht fertig. Ich merke, dass ich bei diesem Text nicht so stark mit Scham zu kämpfen habe. Ich versuche auch, von Beginn an andere mitlesen zu lassen. Bislang liest nur mein Mann mit und ich werde auch hier hoffentlich bald einige Teufel mitlesen lassen.

Man merkt, ich ringe mit Romanen viel mehr als mit Kurzgeschichten. Und frag mich grad, ob ich mich nicht selbst moderieren muss, weil das mit dem Thema hier nur marginal zu tun hat... :gruebel:

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