Teufelszeug > Theorie
Kapitel - Länge, Überschrift und überhaupt
merin:
Liebe Teufel_innen,
ich schreib ja grad ganz gut, aber immer wenn ich ein Kapitel fertig stelle, frage ich mich: Was ist das eigentlich, so ein Kapitel? Aktuell hat jedes Kapitel eine Überschrift, einfach weil ich mich dann leichter im Text zurechtfinde. Die Überschrift besteht aus dem Namen des Protagonisten, der/die im Zentrum steht und dem, was da so grob passiert. Und natürlich frag ich mich, was ich später mal damit mache. Die Titel so beizubehalten, scheidet aus, das finde ich unsexy. Aber einfach nur Absätze machen? Muss man drüberschreiben, um wen es geht, oder vertraue ich darauf, dass die Lesenden es schon schnallen? (Das ist nicht allzuschwer, denke ich.)
Und zweitens: Wie lang muss denn so ein Kapitel sein? Gibt es da irgendwelche Vorgaben oder Gepflogenheiten? Meine Kapitel haben meist so zwischen 1000 und 2000 Wörtern, das scheint mir recht kurz. Andererseits ergibt es sich so und die Spannungsbögen scheinen für mich zu stimmen.
Ich bin gespannt, was ihr so meint.
lg
merin
Fabian:
Ich hab Bücher mit langen Kapiteln gelesen und ich hab Bücher mit kurzen Kapiteln gelesen – ich habe nach meiner Erinnerung aber nie(?) darüber nachdenken müssen, ob die Kapitellänge im Verhältnis zur gelesenen Geschichte als bedeutsam (im positiven wie im negativen Sinne) aufzufassen ist.
Über "erzählende" Kapitelüberschriften lese ich meistens hinweg, eine Numerierung nehme ich überhaupt nicht wahr.
Deshalb habe ich in dieser Hinsicht auch keine Erwartungen an einen Text (sie dürfen eben nur eines nicht: stören).
tlt:
hallo,
also, ich bin sehr für Überschriften. Das kann alles mögliche sein. Es gibt (gute) Bücher, in denen es Kapitel-Überschriften gibt, die in die Richtung gehen: "Wie der Karl sein erstes Abenteuer bestand und dabei beinahe sein Leben verlor, aber ein anderes rettete." Ist mir zu lang und zu erklärend. Aber wie gesagt, kann trotzdem passen. Hin und wieder finde ich es gut (und mache das selbst), wenn die Zeit oder das Datum für den jeweiligen Abschnitt erwähnt ist. Das hilft bei chronologisch kritischen Schriften dem Leser sehr. Und wenn nichts dasteht, weil nicht dastehen muss, dann ist das ebenso ok. Dann reicht "nichts" oder eben die Kapitelnummer.
Und die Länge ...? Ich denke, da macht es eher Sinn nach dem Sinn eines Abschnittes zu fragen. Wo endet eine Handlung, wo wird etwas angeschlossen, das so bedeutend für die Geschichte ist, dass der Leser eine kleine Pause verdient hat.
lg
tlt
LaHallia:
Hi merin,
Kapitelüberschriften kenne ich eigentlich nur von Kinder/Jugendbüchern und fände ich persönlich in einem Erwachsenenroman irritierend. Das ist aber sicherlich Geschmackssache und könnte deinen Text auch von anderen abheben.
Tausend, Zweitausend Worte sind relativ kurz. Eine Szene, würde ich schätzen. Das hängt natürlich auch wieder von deinem Text ab, wenn du aber viele verschiedene Perspektiven hast, hat der Leser vielleicht das Problem, dass er sich gerade auf die aktuelle Szene einlässt und wenn er drinnen ist, kommt schon die nächste, mit der nächsten Perspektive. Das können dir vermutlich Betaleser am besten beantworten, wie es wirkt und ob es verwirrend ist oder nicht.
Wie gliederst du denn deine Kapitel?
Ich fasse Kapitel immer thematisch zusammen. Also mehrere Szenen bilden ein Kapitel. Das Kapitel hat einen Anfang und einen klaren Endpunkt. Wie eine Szene eigentlich.
Ein Beispiel:
Kapitel 1,
Anfang: Tamar gewinnt den Staatsmeistertitel im Boxen. Deswegen tritt nach dem Kamopf ein Manager auf sie zu
Ende: Tamar unterschreibt den Profivertrag
Kapitel 2:
Anfang: Rafael fühlt sich von dem Profivertrag gefährdet
Ende: sie trennen sich
Dazwischen liegen immer thematisch passende Themen. Bei Kapitel 1 also die Verhandlungen für den Vertrag, Rumerzählen, dass sie gewonnen hat...
Bei Kapitel zwei Streitigkeiten.
Dieses System ist bestimmt bei vielen Perspektiven und Handlungssträngen sehr schwierig, oder gar nicht umsetzbar.
Hast du schon mal Betalseser über ein paar Kapitel drüber lesen lassen?
Liebe Grüße,
LaHallia
Viskey:
Ich persönlich mag Kapiteltitel, auch bei Erwachsenenbüchern.
Und ich habe bei meinen Büchern immer mehrere Perspektivträger, fasse Kapitel aber genauso zusammen wie LaHallia. - Chronologisch angeordnete, inhaltlich zusammenhängende KUrzgeschichten, wenn man so will. Und wenn dann eine dieser Kurzgeschichten nach 2000 Wörtern zu Ende ist, dann ist das eben so.
Ich finde, das funktioniert sehr gut, und bisher hat sich auch noch kein Leser über Perspektivenverwirrung beklagt. Jeder Wechsel der Perspektive ist auch gleichzeitig ein Szenenwechsel.
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