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Dopplungen

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June:
Hallo liebe Federteufelchen ;)

nachdem bei meinem ersten Röst (http://www.federteufel.de/forum/index.php/topic,1629.0.html) die Frage auftauchte, wie viele Wiederholungen einem Text gut tun (Stichtwort Natürlichkeit) und ab wie vielen der Text "versaut" ist, möchte ich diese Frage gern an Euch weitergeben.

Ich persönlich versuche, so wenig wie möglich Worte in einem Text zu wiederholen, um ihn sprachlich einmalig zu machen. (dazu zählen neben den üblichen ("doch", "noch", "immer", "wieder", "so"), die mir als Testleser auffallen auch "und", "aber", "als" sowie Substantive, die schwer synonymisierbar sind (z.b. Tür, Pfeil, etc.))

Wie seht ihr das? Irgendwelche Erfahrungswerte? :)

LG, Ryrke

Viskey:
Interessantes Thema, und bis zu einem gewissen Grad sicher auch eine Geschmacksfrage.

Viele Wortwiederholungen kann man sicher vermeiden, indem man mal das eine oder andere Wort einfach weglässt. Die allseits beliebten Füllwörter sind da die ersten Kandidaten.

Andere Wortwiederholungen ... Ich meine, da darf man nicht zu streng mit sich sein. Und ergibt sich sprachliche Einmaligkeit wirklich durch ein möglichst umfangreiches Vokabular?

Manche Wörter werden, auch wenn sie sehr oft vorkommen, nicht wirklich wahrgenommen, gerade die kleinen, wie Artikel oder Pronomen. Und, weil ich's gerade unabsichtlich produziert habe: Das Reflexivpronomen "sich" verschwindet meistens, weil es nicht als eigenständiges Wort wahrgenommen wird, sondern als Teil des Wortes, auf das es sich bezieht. Etwas "ergibt sich", man "wäscht sich" oder "entscheidet sich".

Ich bin ja kein Freund der Synonymisierung. Meistens geht sie nämlich schief, und man hat einen irgendwie unhandlichen Text vor sich, in dem man über die diversen Synonyme stolpert, statt sich über Abwechslung zu freuen. Gerade bei Figuren bin ich der Meinung: Eine Figur - ein Name.

Oldlady:
Die Frage nach den Dopplungen entstand durch Ryrkes Röstung meines Textes. Ich finde, es kommt auf das Wort an. Dreimal hintereinander "hätte" oder "dass" versuche ich zu vermeiden, weil das dem Leser eventuell auffällt. Nicht aber Wörter wie "war", "die", "ihre" oder "ist". Die nimmt – wie Viskey schon erwähnte – niemand bewusst war, also stören sie auch nicht. 
Schlecht finde ich auch jede verkrampfte Synonymsuche. Wenn etwa ein Schreiber versucht, "sagte" ständig zu variieren, kommt oft umständlicher Krampf heraus (Negativbeispiele: "knirschte", "weinte",  "gab seine Meinung kund", "sprach").  In Ordnung sind für mich aber unauffällige Wörter wie etwa antwortete, fragte, erwiderte.
Außerdem ist bei einem Dialog zu beachten, dass der eine Sprecher oft das Wort des anderen wiederaufnimmt, um darauf zu antworten.
Sprache soll meiner Ansicht nach in einem Roman natürlich klingen, nicht gesucht.
 

Pia Sophie:
Ich bin ebenfalls der Ansicht, ein Text soll sich vor allem flüssig lesen lassen. Wenn das gewährleistet ist, ist es mir völlig egal, ob sich einzelne Worte wiederholen oder nicht (obwohl ich persönlich auch eher jemand bin, den Dopplungen schnell stören). Von daher gibt es keine Richtwerte, wie oft sich ein Wort in einem Text wiederholen darf. Und ich wage auch mal zu behaupten, dass das ohnehin stark vom Stil abhängt.

Was Oldladys Text und Ryrkes Röstung betrifft:
Einige Passagen lassen sich tatsächlich noch etwas flüssiger formulieren, keine Frage. Aber das ist ja wahrscheinlich der Grund, weshalb er auf dem Rost liegt.
Manche der angekreideten Wiederholungen werden von der Autorin allerdings als stilistisches Mittel eingesetzt. Sowas sollte der Kritiker als solches natürlich schon erkennen und entsprechend würdigen.  :devevil:

June:
Hehe, na klar! Ich bessere mich, was das hier betrifft:


--- Zitat ---Manche der angekreideten Wiederholungen werden von der Autorin allerdings als stilistisches Mittel eingesetzt. Sowas sollte der Kritiker als solches natürlich schon erkennen und entsprechend würdigen.
--- Ende Zitat ---

Allerdings bringt es mich zur nächsten Frage... ab wann wird es denn ein stilistisches Mittel? Bzw. in welchen Situationen? Gibt es da Richtlinien? Vielleicht bin ich für dieses Mittel nicht so empfänglich. Daher sage ich, bei diesen Röstungen immer nehmen, was man braucht, alles muss ja nicht. Falls ich das stil. Mittel übersehe, dann einfach die entsprechende Anmerkung ignorieren. :)

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