Huhu
Das Thema finde ich ja total spannend. Ich bin ja vom Bauchschreiber zum Planungsschreiber mutiert, sozusagen. Allerdings muss ich zugeben, dass ich als Bauchschreiber auch noch nicht einmal wusste, dass es so etwas wie Rohfassung überhaupt gibt. Ich war der Meinung, wenn das Buch geschrieben ist, ist es gut. Ja, typischer Anfängerfehler, aber wenn man vorher niemanden hatte, der den Text gegen liest und ihn selbst gut findet, dann lebt man eben in diesem Irrglauben.
Damals war es so, dass ich eben dadurch gar nicht im Text überarbeitet habe, während ich geschrieben habe. Eine Szene folgte auf die andere und das bis zum Ende. Ich muss sagen, dass ich damit schnell gefahren bin, weil ich damals noch keinen inneren Lektor hatte, der mich genervt hat. Das war definitiv ein super Vorteil.
Jetzt ist es aber so, dass ich weiß, dass kein Text von Anfang an gut ist, dass es ein Rohfassung gibt und dass niemand ums Überarbeiten herumkommt. Da ich aber meinen ersten Band meiner Romanreihe nun schon zum dritten Mal neu schreibe (neue Anfänge wegen Stil und neuen Ideen einbringen nicht mitgezählt), habe ich dummerweise den Anspruch an mich, dass er diesmal gleich gut sein soll, was ja aber völlig utopisch ist. Diesen Gedanken kriege ich dummerweise nur nicht weg, weshalb ich durchaus auch zurückgehe, wenn mir etwas nicht gefällt - wenn ich dann mal schreibe. Die meiste Zeit hindert mich dieser Gedanke ja gleich am Schreiben. Schreibe ich dann aber, dann ist es so, dass ich Rechtschreibfehler und Umformulierungen korrigiere/vornehme, wenn sie mir ins Auge fallen, aber ich gehe den Text jetzt nicht durch, um welche zu finden. Bin ich mit einer Szene aber unzufrieden, dann ändere ich sie gleich, wenn ich eine bessere Lösung für mich gefunden habe, weil ich etwas, was mir so gar nicht gefällt, nicht einfach so stehen lassen kann. Das hindert mich dann am Weiterschreiben. Wenn ich in schlechtes Gefühl bei etwas habe, ist es meist auch schlecht, deshalb ist es nicht schlimm für mich, das gleich zu ändern. Klar, an der geänderten Version muss ich später bestimmt auch noch mal herumwerkeln, aber ich habe dann die Hoffnung, dass sie dann nicht mehr ganz so viel Überarbeitungsgrund hat wie zuvor.
Zusammenfassend würde ich aber sagen, dass es nicht gut ist, zu oft in seinen Texten zurückzugehen. Man kann den Text nicht von Anfang an perfekt haben und schon gar nicht ohne Feedback. Finde ich zumindest für mich, weil ich mit meinem Schreiben gerade so dermaßen unsicher bin, dass ich so etwas brauche, um wieder herauszufinden, ob ich überhaupt gescheit schreiben kann. Paar Ausbesserungen und Veränderungen sind in Ordnung, wenn sie ein schlechtes Gefühl verursacht haben, aber den Text immer und immer wieder lesen, um dann noch mehr Sachen zu finden, ist eher kontraproduktiv und führt nur dazu, dass man letztlich nie ins gewünschte Ziel kommt.