Teufelszeug > Schreibmethoden

Lest Ihr, bevor Ihr schreibt, und wenn ja, was?

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diffusSchall:
Der Trippelschritt meint richtig, meint diffusSchall.
Deinen weisen Worten habe ich nur mein persönliches Erleben anbei zu stellen:

Ich mache, seit ich mit dem Schreiben begonnen habe, so gut wie keine Musik mehr.
Das ist eine freie Entscheidung. Wenn meine kreative Energie raus will, greife ich zum Stift (zur Tastatur).
Ich bin kann ich gut umgehen. Die Musik ist als Leidenschaft nicht weg, nur geparkt. Sie hat einen anderen Stellenwert bekommen. Durch mich allein.

Der Unterschied zu dir, liebe Cimglett, ist, dass mir diese Entscheidung sehr leicht fällt. Dir mag es erscheinen, als hättest du keine Wahlmöglichkeit.
Ich weiß, wie das ist. Ich hatte einmal vor Jahren eine Phase, da war die Musik schon einmal bei mir abgemeldet. Das hatte persönliche Gründe. U.a. eine sehr unschöne und schmerzhafte Begebenheit mit einem damals engen Freund und Musikerkollegen. Da war ich nicht mehr fähig Musik zu machen, obwohl ich es sehr gewollt habe. Streng genommen war das auch meine (unbewusst) freie Entscheidung, es hat sich nur überhaupt nicht so angefühlt.
Das war bitter.

Tatsächlich liegt es aber in deiner Hand und damit hat Trippelschritt absolut recht.
Du spürst einen Leidensdruck, weil du nicht zum Schreiben kommst. Den muss man annehmen und für sich entscheiden, wie wichtig einem die anderen Dinge im Leben sind. Ich hinterfrage das inzwischen bei mir regelmäßig, manchmal mit überraschendem Ergebnis.

Liebe Grüße - Frank

P.S.: viele Worte für eine (vielleicht) kleine Sache. Ist aber ein Herzensthema von mir und musste hier mal raus.    ;)

merin:
Ich finde das eine sehr spannende und fast schon philosophische Diskussion. Bei mir ist es so, das sich ja seit nun 2,5 Jahren zwei freie Tage in der Woche habe, um zu schreiben. Was passiert ist, ist, dass ich meistens sechs Tage in der Woche schreibe. Ich komme von der Praxis nach Hause und schreibe, ich schreibe am Wochenende und manchmal vor den Praxiszeiten. Das ist einerseits total toll und andererseits total anstrengend. Ich habe noch nicht herausgefunden, wie ich nun Erholung bekomme und meine anderen Hobbys, die mich sonst immer entspannt haben, kommen viel zu kurz. Ich habe einfach keine Lust mehr darauf. Das wäre ja kein Problem, wenn ich nicht so unentspannt wäre und merken würde, dass mir echt Entspannung fehlt. Und Schreiben ist jedenfalls meistens keine.

diffusSchall:
So viel schreiben zu dürfen, ist ein Traum.
Das dich das nicht entspannt, ist ein echtes Problem.

Ich kann nur am Wochenende schreiben. In der Woche fehlen mir dazu die Power und der freie Kopf. Wäre ich Profi und/oder könnte mein Leben mehr auf das Schreiben ausrichten, dann hätte ich ein anderes Zeitmanagement. Das ist wohl das, was Cimglett mit "wenn ich Profi wäre" meinte.
Mich mit den Dingen des Arbeitstages im Kopf ans Schreiben zu setzen, funktioniert bei mir nicht. Und da meine Frau und ich beide eigenbrötlerische Kreativhobbys pflegen, verbringen wir mehr Zeit Abends über die Woche miteinander, als an vielen Wochenenden. Da ist jeder meist in seinem Spielzimmer und werkelt irgendwie.
Dafür schreibe ich dann auch exzessiv. 15-20 Manuskriptseiten sind da nicht ungewöhnlich und so komme ich auch nach rund einem halben Jahr auf einen Manuskriptdraft für einen Roman.
Aber ich stecke eben nicht ständig mit dem Kopf im Projekt. Und wenn an einem Wochenende mal was anderes dazwischen kommt, dann passiert auch schon mal einen halben Monat lang nichts. Das ist schon ein Problem.

Zum Glück kann ich gut entspannen beim Schreiben. Das ist ein wenig wie Urlaub vom Alltag machen und bringt mir wieder Kraft in die Batterien. Wenn mir das nicht gelingen würde, dann würde ich schlicht nicht schreiben.
Genau deshalb habe ich ja auch kein Problem damit, dass die Musik und andere Kreativsachen zu kurz kommen.

Merin, wie du damit klar kommst, dass dass das Schreiben selbst dich nicht runter bringt, kann ich nicht nachvollziehen. Das ist mir fremd. Ich hätte an deiner Stelle auch ein massives Problem.
Ich vermute mal, dass dir das bewandern deiner Kopfwelten viel auf anderen Ebenen gibt, sonst würdest du das ja nicht betreiben. Aber wenn sich das wirklich so für dich anfühlt, dass das nur Energie zieht und keine gibt, dann wirst du sehr auf dich achten müssen.

merin:
Naja, ganz so ist es nicht, dass es nur Energie zieht. Es gibt mir ganz viel und ich liebe es. Aber es ist eben auch anstrengend und wenn ich weiß, dass ich für eine Veröffentlichung schreibe, dann kommt noch eine Menge Druck dazu, den ich nicht recht los werde.

Cimglett:
Ich kann das sehr gut nachvollziehen, merin. Ich denke, ob Schreiben Energie gibt oder zieht, kommt auch auf die Schreibphase an, in der man sich gerade befindet. Ist man ganz am Anfang, die Ideen fliegen einem zu und die Worte fließen nur so heraus, gibt das natürlich fast ausschließlich positive Gefühle. Weiß man stellenweise nicht weiter, muss Plotholes stopfen oder ist bei der Überarbeitung und drängt noch zusätzlich die Zeit, kann Schreiben auch sehr viel Energie ziehen.

Vermutlich ist die Kunst, sich genau auf die Dinge einzulassen, die die eigene Kreativität einem gerade schenkt, diffus. Das versuche ich auch. Jahrelang habe ich mich nur auf die Musik fokussiert und gar nicht geschrieben, davor kannte ich nur das Schreiben, und erst im letzten Jahr habe ich es richtig wiederentdeckt. Aber ich bin erst 20 und manchmal habe ich in einer Musikphase Angst, das Schreiben könnte nicht mehr wiederkommen, einfach weil ich die Regelmäßigkeit der Schaffensperioden noch nicht oft genug erlebt habe. Mit der Zeit werde ich da gelassener werden, da bin ich mir sicher.

Und merin: Woran liegt es, dass du so viel mehr schreibst, als du es dir vornimmst? Ist es nur der Zeitdruck? Oder sind es Ideen, die du unbedingt sofort aufschreiben musst, setzt du dich aus Gewohnheit dran oder hast du einfach Lust drauf?

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