Teufelszeug > Schreibmethoden
Lest Ihr, bevor Ihr schreibt, und wenn ja, was?
verbumclemens:
Was für eine toll verschachtelte Frage, da muss ich mir erst einmal selbst gratulieren. Tut mir Leid. Aber man will sich ja kurz halten. ;)
Also Ihr Lieben, ich glaube in Elizabeth Georges Schreibratgeber "Write Away" beschreibt sie (aber nagelt mich nicht drauf fest, eventuell habe ich das auch woanders her) ihren Tagesablauf. Ursprünglich hatte sie wohl ein Problem, zum Schreiben "in Stimmung" zu kommen. Ihre Lösung: Sie liest zehn Seiten (und nur zehn Seiten) in einem ihrer Lieblingsromane. Das dient ihr als Inspiration.
Ich hab es mal versucht, und an manchen Tagen klappt es. An anderen Tagen aber demotiviert es mich eher, wenn ich zum 1000. Mal den Anfang von The Lord of the Rings lese und denke "Holy shit das ist so gut, so gut wird meins nie, warum überhaupt anfangen und die Zeit drauf verwenden..." Deswegen habe ich jetzt eine andere Methode komplementär entwickelt: ich lese bis zu 10 Seiten in einem veröffentlichten Werk das super schlecht ist. So, ich hab´s gesagt, jetzt habt Ihr meine gehässige Seite kennen gelernt. Aber es ist nun einmal so, dass eine ganze Reihe Bücher, die es bis zur Veröffentlichung schaffen, furchtbar geschrieben (und manchmal auch schlimm geplottet) sind. Aber auch hier klappt es manchmal nicht, weil ich davon nur wütend werde ("wieso wird sowas veröffentlicht und ich placke mich hier unsinnig ab..."). Ab heute versuch ich es mal mit je 5 Seiten aus einem guten und einem schlechten Buch.
Macht Ihr sowas auch? Akzeptiert Ihr überhaupt meine Prämisse? Nützt es Euch was?
Freue mich auf Eure Perspektive
Aure:
Puh.
Mir geht es da ganz ähnlich wie dir. Manchmal finde ich es inspirierend, etwas zu lesen, das mir gefällt, und anderntags demotiviert es mich unendlich.
Derzeit habe ich mir das Lesen gründlich vermiest, ich nehme keinen Satz mehr wahr, ohne ihn gleichzeitig zu kritisieren. Dabei lerne ich sicher viel, aber mir geht Leichtigkeit verloren - vor Allem beim Schreiben.
vulture:
Vor dem Schreiben lese ich immer nur das durch, was ich am Vortag geschrieben habe. Ich glaube, ein anderes Buch mit einer anderen Erzählstimme würde mich da nur irritieren.
--- Zitat --- ich lese bis zu 10 Seiten in einem veröffentlichten Werk das super schlecht ist.
--- Ende Zitat ---
Das mache ich auch hin und wieder. Und ja, mir geht's da wie dir: Schlechte Bücher motivieren mich. Nicht, weil ich gehässig bin (obwohl ich das auch nicht ganz ausschließen will), sondern weil es meinen eigenen Perfektionismus im Zaum hält.
Viskey:
Ein Lieblingsbuch zu lesen ginge gar nicht. Da könnte ich nämlich nicht mehr aufhören. Ein schlechtes Buch zu lesen ginge auch nicht, weil ich nicht einsehe, wieso ich meine Zeit mit Mist vertrödeln soll.
Ich halte es da lieber mit Hemmingway, der vor dem Weiterschreiben erst mal gelesen hat, was er bis an diesen Punkt geschrieben hat. Wenn ich nicht regelmäßig mein "Was bisher geschah" durchlese, habe ich spätestens nach 2 Wochen eine Schreibblockade.
verbumclemens:
Das klingt ja interessant, vulture - aber wenn Du Deinen Perfektionismus bremst, glaubst Du dann nicht, dass es einen auch sozusagen davon abhält, das Bestmögliche zu schreiben?
Im Übrigen weiß ich ja nicht, ob Du gehässig bist, bei mir liegts aber zu 100% daran - wenn Du mal richtig Spaß haben willst, lass Dir das Paket Leseproben vom Amrûn Verlag schicken... :o
Und an Viskey: Das habe ich früher auch immer gemacht, aber spätestens nach 40 Seiten nimmt einem das ja den halben Tag. Außerdem entdeckt immer noch verbesserungswürdiges und dann ist man nicht nur beschäftigt sondern auch noch in destruktiver Laune...oder wie hälst Du Dich davon ab, sofort "nachzubessern"?
Navigation
[0] Themen-Index
[#] Nächste Seite
Zur normalen Ansicht wechseln