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Interview mit Irmgard Braun
vulture:
»Ich freue mich, wenn ein Buch fertig ist - und ich mache mir Sorgen«
Interview mit der Autorin Irmgard Braun
Eine Vorstellung unserer Forenmitglieder.
Heute: Oldlady
Irmgard, du hast inzwischen zwei Krimis veröffentlicht. Zu welchem Zeitpunkt hast du zum ersten Mal gedacht: »So, jetzt bin ich Schriftstellerin«?
Das habe ich noch nie gedacht. Dazu müsste ich nur vom Schreiben leben können.
Ach komm, das konnte Kafka auch nicht.
Ich fühle mich tatsächlich als Amateur. Vielleicht würde ich mich als Schriftsteller fühlen, wenn ich um Welten besser schreiben würde. Oder ein renommierter Verlag mehrere Bücher von mir gedruckt hätte.
Worum geht’s in deinen Büchern?
Um Verbrechen in den Bergen, mit Schwerpunkt auf ein bestimmtes Gebiet - bisher Gardasee und Dolomiten. Die Protagonisten sind zum großen Teil Kletterer oder Bergsteiger.
Also Alpenidylle und Mord. Was genau fasziniert dich an dieser Kombination?
In den Bergen und in der Kletterszene kenne ich mich super aus. Und ich mag die Konstruktion von Morden mit logischer Auflösung - ich habe früher viel Schach gespielt und Mathe studiert. Auch die psychische Seite des Mord-Geschehens fasziniert mich.
Deine Romane sind im Bergverlag Rother erschienen. Wie habt ihr zueinander gefunden? Hast du einfach das Manuskript hingeschickt?
Ich habe viele Jahre als Redakteurin und Journalistin gearbeitet, und zwar auch für alpine Zeitschriften. Dadurch war mein Name in der Szene bekannt, und der Rother-Verlag hat bei mir angefragt, ob ich für sie einen Bergkrimi schreiben würde.
Die haben dich einfach so angerufen? Davon können die meisten Autoren nur träumen.
Ja. Die Nummer hatten sie von meinem Mann, der Redakteur einer Alpinzeitschrift ist. Ich schickte ein Exposé und eine Leseprobe von einem früheren Krimi-Versuch und bekam einen Vertrag.
Das war großartig, bis dahin hatte ich jahrelang vergeblich versucht, einen Verlag für einen Fantasy-Roman zu finden. Ich war sofort Feuer und Flamme. Endlich Leser!
Was war das für ein Gefühl, zum ersten Mal deinen eigenen Roman in den Händen zu halten?
Schön. Aber ich hatte große Angst davor, dass er sich nicht gut verkauft. Und ich war sehr unsicher, ob die Leser das Buch mögen.
Und wie ist es jetzt? Schon Routine?
Nein. Ich freue mich, wenn ein Buch fertig ist - und mache mir Sorgen wegen dem Verkauf.
Immer noch? Deine Bewertungen auf Amazon sind doch super. Woher kommen die Zweifel?
Weil die Bewertungen mit den Verkaufszahlen nichts zu tun haben. Bisher war der Verkauf okay, aber wenn er einbrechen würde, bekäme ich keine weiteren Aufträge mehr von meinem Verlag. Und einen neuen zu suchen wäre nervig und vielleicht vergeblich.
Wie sieht dein Alltag als Schriftstellerin aus?
Das Schreiben am Krimi nimmt nur einen kleinen Teil meiner Zeit ein, vielleicht im Durchschnitt zwei Stunden pro Tag. Ich schreibe auch noch Reportagen und Interviews für alpine Zeitschriften und treibe viel Sport. Und einen Haushalt habe ich auch noch.
Zwei Stunden nur? Da muss ich direkt aus reinem Eigeninteresse fragen: Wie viele Wörter schreibst du in der Zeit?
Meine Bücher sind nicht dick, das aktuelle (»Vermisst«) hat etwa 350.000 Zeichen.
Pro Jahr schreibe ich ein Buch – das sind also nur rund 1000 Zeichen in zwei Stunden. Das kommt mir sehr langsam vor, auch wenn da Recherchen, Plotten und Überarbeitungen dabei sind.
Was das Überarbeiten angeht: Hast du das Gefühl, dass dir die Kritik, die du von uns im Federteufel-Forum erhältst, überhaupt noch was bringt? Immerhin hast du jetzt wahrscheinlich einen professionellen Lektor am Hals.
Ja, das bringt mich weiter! Zum Beispiel hatte ich vor der teuflischen Zeit keine Ahnung von Perspektive. Und mein Lektor ist zwar ein Profi, aber kein Spezialist für das treffende Wort oder den perfekten Dialog. Allerdings hat er gute Ideen, was den Aufbau der Story betrifft und was beim Leser ankommen könnte.
Was macht für dich persönlich einen guten Roman aus?
Dass es Menschen gibt, die ihn wirklich gerne lesen. Bei dem man etwas lernt oder sonst das Hirn einschaltet.
Willst du uns irgendein Buch empfehlen?
Orson Scott Cards „Ender“, ein Science Fiction Roman, den man möglichst auf Englisch lesen sollte. Ken Folletts „Die Säulen der Erde“ und die Krimis von Ruth Rendell.
Vielen Dank für die Tipps. Und natürlich für das Interview.
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Irmgard Brauns neuer Roman »Vermisst - Monika Trautners 1. Fall« erscheint am 3. Mai 2016 im Bergverlag Rother.
http://www.amazon.de/Vermisst-Monika-Trautners-Rother-Bergkrimi/dp/3763370773
Homepage der Autorin:
http://www.irmgard-braun.de
Aure:
Sind hier Antworten erwünscht? Ihr könnt mich ja verschieben, falls nicht.
Was für eine tolle Idee!
Ich freue mich sehr, mehr über dich zu erfahren, Irmgard. Auch wenn ich, wäre ich gefragt worden, was ich von irgendwelchen Interviews halte, vermutlich wenig begeistert mit den Schultern gezuckt hätte.
Du liest dich sehr sympathisch, und Enders Game will ich schon lange lesen. Das ist auf meiner Liste grade weit nach oben gerückt.
Trallala:
Sehr schön!
merin:
Cool. Den "Ender" habe ich auch mit Genuss gelesen, allerdings nur die ersten zwei oder drei Bände. Dann wurde es mir zu langweilig.
Was mich noch interessieren würde ist, was der Verlag für den Verkauf der Bücher tut.
Ryek Darkener:
Sehr schönes Interview!
:applaus:
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