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Setzen! Nicht genügen! Christian Locker, Edition Rösner, 2015

(1/1)

chavalo:
Ein Buch zwischen Jenseits und Diesseits, das hat doch auch etwas Teuflisches, dachte ich und schrieb eine Rezension:

Humor gespickt mit Philosophie und Wiener Alltag

Wien habe eine morbide Grundstimmung, höre und lese ich immer wieder. Helmut Qualtinger fällt mir ein und manchmal habe ich mir seine Lesestimme beim Lesen von „Setzen! Nicht genügend!“, geliehen. Auch damit ist der Roman von Christian Locker ein unvergessliches Erlebnis geworden.
Die Charaktere der Hauptfiguren, fast alle aus eine Maturaklasse, sind Gesellschaftsspiegel und Figuren eines jenseitigen Schachspieles zugleich. Dem Sprachwitz, mit flapsigen Sprüchen aus Wien, schaden auch die philosophischen Kurzausflüge nicht, sie ergänzen ihn. Ob Ironie, nur Spaß, oder doch mehr Hintergründigkeit, als Leser war ich mir da nicht so sicher.
Die Vorurteile einer Wienerin werden z.B. so ganz neben bei eingestreut: „Zum Beispiel heute Vormittag sei ein dunkelhäutiger Mann, vielleicht sogar ein Neger, durch das Stiegenhaus geschlichen, um sich die Wohnungstüren anzusehen, wo es günstig sei einzubrechen. Um nicht in den Verdacht einer unlauteren Handlung zu geraten, habe er so Werbezettel an die Türschnallen gehängt.“
Die Auseinandersetzung mit Tod und Religion, und damit bin ich wieder beim morbiden Wien, hat mir immer wieder ein Schmunzeln entlockt: „Da sind die diversen Religionsdiener schon anders. Die nehmen sich kein Blatt vor dem Mund und haben sogar eine Fülle von Patentrezepten parat, was es mit dem Tod auf sich hat. Natürlich nur, weil sie anbieten, wie es dann weitergehen wird.“
Oder wenn der Pater im Jenseits die Hauptfigur einlädt: „Nimm einen Schluck, Christoph, wenn Gott diese Metamorphose der Zwetschke zulässt, dürfen wir das nicht in Frage stellen.“
Auch wenn der Leser, die Leserin mit dem Lesefortschritt immer weiter ins Jenseits eintaucht, die erzeugten Gedanken sind durchaus im Hier und Jetzt nützlich. Ein sehr lesenswertes Buch.

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