21 November 2024, 17:00:47

Autor Thema: Was lest ihr gerade 2016  (Gelesen 49532 mal)

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merin

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Re: Was lest ihr gerade 2016
« Antwort #45 am: 28 September 2016, 09:35:05 »
Ich bin ja auch gespannt, was ihr meint. Ich hab es mir nicht gekauft, auch weil ich Stücke nicht so gern lese.
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.

Ionasa

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Re: Was lest ihr gerade 2016
« Antwort #46 am: 02 October 2016, 09:39:32 »
So, ausgelesen, den Harry Potter and The cursed Child...was soll ich sagen: Die Grundidee ist schon klasse! Es wäre aber als Roman deutlich besser, weil man da sicher mehr Innenansichten bekommen würde, mehr innere Konflikte, die man sich so nur denken kann, v.a. die alternative Realität hätte man dann richtig düster darstellen können und es hätte mehr Harry/Hermione/Ron gegeben...und Snape   :flirty: ...aber es war ein schöner kleiner Ausflug nach Hogwarts...und ich hoffe nun zumindest auf einen Film, mit ganz vielen Flashback-Szenen aus vorangegangenen Filmen  :jubel: :applaus: ...hoffen, darf man ja  :wech:
So warte ich nun eben auf den Film im November  :devgrin:

Oldlady

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Re: Was lest ihr gerade 2016
« Antwort #47 am: 20 October 2016, 14:36:43 »
Die Grammatik der Rennpferde
Angelika Jodl

Dieses Buch ist höchst amüsant, intelligent, originell und wirklich gut geschrieben.   :flirty:
Faszinierend, was sich zwischen einer Deutschlehrerin und einem Stallknecht abspielt.

Danke für den Tipp,  Trallala!  :daaanke:
Hab nun endlich das richtige Weihnachtsgeschenk für einige Freunde gefunden!

merin

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Re: Was lest ihr gerade 2016
« Antwort #48 am: 22 October 2016, 18:07:43 »
Ich hab das Cursed Child nun geliehen und gelesen. Ich fand es sehr spannend, aber sonst enttäuschend. Den Grundkonflikt ist für meinen Geschmack spannend angelegt, aber da die Innensicht fehlt, eher wenig Theatertauglich. Zeitreisen sind ja immer schwierig zu plotten, aber ich fand, der Plot strotzte vor Logiklöchern (Leute in Parallelrealitäten wussten Dinge aus anderen Zeitsträngen, ohne dass es dafür Erklärungen gab - und das gleich mehrmals). Ich fand außerdem viele Stellen mega kitschig und - was mich am meisten störte: Es gab bei keinem der alten Charaktere wirklich Charakterentwicklung. Die beiden neuen Charaktere sind überzeugend, finde ich, aber Ron, Hermine, Ginny und Harry sind eher peinlich, weil so unreif. Einen unreifen 17 jährigen kaufe ich gern ab, aber wenn er 20 Jahre später immer noch so ist, wird es peinlich. Wenn er dazu noch einen wichtigen Posten hat, ist es schlicht unglaubwürdig.
Und dann ist der Titel ja auch falsch gewählt, weil es gar kein verfluchtes Kind gibt - oder hab ich da was überlesen?
Irritiert war ich auch über so Dinge wie "man sieht wie sein Gesicht altert" - im Theater? Ich wäre gespannt auf die Umsetzung, vielleicht gibt es die Mal als Film vom Stück.
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Fabian

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Weeks, Brent: Die Licht-Trilogie (Was lest ihr gerade 2016)
« Antwort #49 am: 26 October 2016, 14:52:49 »
Durch Bd. I habe ich mich durchgequält (ca 800 S.), jetzt mag ich nicht mehr.
Love it or leave it.
Magische Lichtwandler, in ausufernder Breite geschilderte Schlachten, schematische, vorhersehbare Handlungsführung, wenig interessante Figuren, manche Geschichten taugen einfach nicht für mich.

Trallala

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Unteranderen - Juli Zeh
« Antwort #50 am: 26 October 2016, 18:55:58 »
Hallo,

hier kommt ein eher literarischer Lesetipp.
Juli Zeh: Unteranderen

Unteranderen ist ein fiktiver abgelegener Ort in Brandenburg. Die Geschichte spielt in der Jetzzeit. Es treffen alte Veteranen der ehemaligen DDR auf neuzugezogene Berliner, die das Landleben ausprobieren wollen. Gescheiterte auf Aufstrebende. Verzweifelte auf Glückliche.

Man begleitet die Lebensgeschichten ganz unterschiedlicher Familien und Einzelpersonen, die alle durch das Dorf miteinerander verwoben sind.

Eine ausgesprochen spannend erzählte Millieustudie, die ich jedem empfehlen möchte, der sich auch an etwas härtere Kost wagen mag.

Die Sprache von Juli Zeh ist sensationell, manche Sätze muss man mehrmals lesen, weil sie einfach so genial sind.

T!

merin

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Re: Was lest ihr gerade 2016
« Antwort #51 am: 27 October 2016, 14:11:37 »
Das klingt super. Und passt zu meinem Tip: Asa Larsson "Weiße Nacht". Ein Krimi, in dem verschiedene Perspektiven abwechseln, unter anderem die einer Wölfin, die auf symbolischer Ebene noch mal etwas zu dem erzählt, was da passiert. Für mich ist es auch viel mehr Milieustudie als Krimi, er ist auch spannend, aber viel mehr angesprochen haben mich die tief ausgearbeiteten Charaktere und die sehr eigene Sprache. Stellenweise waren mir Beschreibungen zu lang, einfach weil es so spannend war, aber das hat dem Genuss keinen Abbruch getan.
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Fabian

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Re: Was lest ihr gerade 2016
« Antwort #52 am: 27 October 2016, 15:49:47 »
Wenn Dir diese Geschichte gefallen hat, dann wirst Du auch die anderen Bücher um Rebecka Martinsson gerne lesen.
Die Figur erfährt in den einzelnen Geschichten eine für mich interessante Entwicklung, es lohnt sich also, die Romane in der Reihenfolge ihrer Entstehung zu lesen.

merin

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Re: Was lest ihr gerade 2016
« Antwort #53 am: 27 October 2016, 21:16:29 »
Danke für den Hinweis. Das werde ich sicher tun.
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Fabian

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Eschbach, Andreas: Teufelsgold (Re: Was lest ihr gerade 2016)
« Antwort #54 am: 28 October 2016, 13:37:11 »
Ich wollte ja immer schon mal was von Eschbach lesen, nun hab ichs versucht und bin bitter enttäuscht.
"Teufelsgold" ist 2016 aufgelegt und als Thriller gelabelt worden, die Geschichte spielt um 1999 herum, es wurde fleissig zum damals vielleicht interessanten Thema "New Economy" recherchiert und das muss dann auch möglichst breit verwurstet werden (als würden wir uns heute nicht mehr an die Dot.Com-Blase erinnern).
Dann gehts noch um ein geklautes Buch, und natürlich um den "Stein des Weisen" (der ist aber ein gefährlich strahlender Meteoritensplitter und insofern etwas ganz Natürliches, also: nix mit Fantastic) und um das "am Golde hängt, zum Golde drängt doch alles". Natürlich wird besagter Stein von einer Geheimgesellschaft gesucht/beschützt (ich habs nicht zu Ende gelesen), die will wahrscheinlich auch alle Hinweise auf den Stein aus der Öffentlichkeit entfernen, und jagt deshalb dem Buch hinterher (und natürlich auch seinem Dieb, der wiederum natürlich gar nicht weiß, was ihm da in die Hände gefallen ist) – da wären vielleicht noch ganz unerwartete Sachen auf mich zugekommen, wenn ich weiter gelesen hätte.
Irgendwie soll die Geschichte wohl so ein wenig zum Dan-Brown-Universum passen, keine Ahnung.

Jedenfalls fand ich die Sprache zu uninspiriert und zu dröge, die Figuren ohne Glanz und Überraschung, die Entwicklung des Plots vorhersehbar und deshalb war für mich bei Kilometer Seite 119 Schluss, als mir die Ruhe vor dem Sturm (das idyllische Familienleben des Bücherdiebs) so vorgeführt wurde:
Zitat
Miriam wurde immer schöner, zumindest kam es Hendrik so vor. Von einem Bäuchlein war noch nichts zu sehen, aber sie schien auf eine geheimnisvolle Weise von innen heraus zu leuchten. Sie schliefen oft miteinander in dieser Zeit, waren fast so gierig wie zu Anfang.
"Sag mal", wollte Miriam einmal hinterher wissen, "wie findest du eigentlich meine Brüste?"
"Perfekt", erwiderte Hendrik wahrheitsgemäß.

R. I. P.  kann ich da nur noch sagen.
« Letzte Änderung: 28 October 2016, 13:42:19 von Fabian »

merin

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Re: Was lest ihr gerade 2016
« Antwort #55 am: 28 October 2016, 15:02:03 »
Oh weh. Schon dieser Absatz treibt mich eher weg als hin.
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.

LaHallia

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Re: Was lest ihr gerade 2016
« Antwort #56 am: 30 October 2016, 14:49:11 »
Ich les gerade: I am half sick of shadows von Alan Bradley. Ein Flavia de Luce "Krimi".
Ein nettes kleines Buch, gut zu lesen und unterhaltsam ABER als Krimifan fühlt man sich verarscht. Von einem Krimi erwarte ich, dass der Mord mindestens im ersten Drittel des Buches passiert. Nicht nach zwei Dritteln irgendwann einmal total unspektakulär. Außerdem erwarte ich, dass in einem Krimi ermittlerische Tätigkeiten statt finden, die mehr als 3 Seiten in Anspruch nehmen und ich erwarte, dass der Mörder Hinweise hinterlässt, über das ganze Buch hinweg und dass der Detektiv nicht urplötzlich aus heiterem Himmel heraus vom Mörder umgebracht werden soll und dann behauptet er wusste eh schon, dass das der Mörder war, aber absolut ohne Begründung woher er das denn wusste. Auch das Motiv kommt mit keinem Wort vor. Es heißt plötzlich in einem Nebensatz es ginge um ein Erbe. NIEMALS, mit KEINEM WORT wurde JEMALS etwas von einem Erbe oder Rache erwähnt.
Bin wüten, enttäuscht und fühle mich total verarscht. Dabei könnte der Text - wäre er nicht als Krimi dargestellt worden - wirklich sehr nett sein.
Da hätten wir mal wieder dieses trickreiche Ding namens Erwartungshaltung...
Sie müssen erzählerische Risiken eingehen. Vor allem aber: niemals versuchen, den anderen zu gefallen. Sie müssen so hoch zielen, dass Sie ganz tief fallen können. Dann vielleicht haben Sie Erfolg. (Frank Schätzing)

June

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Re: Was lest ihr gerade 2016
« Antwort #57 am: 05 November 2016, 11:08:41 »
Also, so merkwürdig, wie es scheint, aber ich lese derzeit nur Dinge von Hobbyautoren in meiner Funktion als Testleser. Ist auch eine Art lesen, aber anders.

Wöllte ich noch Gedrucktes lesen, hätte ich keine Zeit mehr für die eigene Schreiberei.

Auf meinem Nachttisch liegt seit einem Jahr ein John le Carré, hatte mir das Buch gekauft, nachdem ich den Kinofilm "Dame, König, As, Spion" sah. Aber diese Agentendinger sind schon sehr schwer verdaulich :D

LG, Ryrke
"What we call imagination is actually the universal library of what's real. You couldn't imagine it if it weren't real somewhere, sometime." Terence McKenna

Fabian

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Chimamanda Ngozi Adichie: Americanah (Was lest ihr gerade 2016)
« Antwort #58 am: 16 November 2016, 20:43:28 »
Chimamanda Ngozi Adichie: Americanah

Ifimelu in der Fremde.
Sie ist schon lange in Amerika, erfolgreiche Bloggerin, mit einem Stipendium in Princeton, hält Reden und verdient gutes Geld.
Aber dennoch: sie fühlt sich nicht wirklich als  Amerikanerin, das Fremde ist ihr fremd geblieben.

Sie wundert sich immer noch,
Zitat
„dass in den Bahnhöfen in Manhattan überwiegend schlanke weiße Menschen ausstiegen und überwiegend schwarze dicke Leute, je weiter sie nach Brooklyn hineinfuhren. Sie hatte in Gedanken jedoch nicht das Wort »dick« benutzt. Sie hatte sie als »kräftig« betrachtet, denn ihre Freundin Ginika hatte sie schon ganz früh darauf hingewiesen, dass in Amerika »dick« als Schimpfwort galt, befrachtet mit einem moralischen Urteil wie die Wörter »dumm« oder »Scheißkerl«, und nicht einfach eine Beschreibung war wie »groß« oder »klein«. Sie hatte »dick« aus ihrem Wortschatz gestrichen. Aber sie hatte »dick« letzten Winter nach fast dreizehn Jahren wieder in ihren Wortschatz aufgenommen, als sie im Supermarkt die riesige Tüte mit Tostitos bezahlte und ein Mann in der Schlange hinter ihr murmelte: »Dicke Leute sollten so einen Dreck nicht essen.«“ (S.12/13)

Wir begegnen ihr, als ihr dieses Fremdsein im gelobten Land bewußt wird, dieses etwas haltlose Schweben zwischen den Welten, die Entfremdung von sich selbst, die sie dazu bringt, in ihre Heimat nach Nigeria zurückkehren zu wollen.

Bisher (ich bin auf S. 171 von 599) ist es eine Lust, mir ihre Geschichte in einer so lebendigen, farbigen, detailreichen Sprache erzählen zu lassen, diesem liebevoll realistischen, selbstbewußten, genauen Blick auf die Verhältnisse zu folgen und mich auf das Nach-Denken dieses fremden Lebens einzulassen.

Dabei ist der Roman kein saft- und kraftlos erzähltes sozialkritisches Pamphlet, keine Dekonstruktion des American Way of Life. Auf den folgenden Seiten wird mich wahrscheinlich noch Ifemelus zweiter Kulturschock bei ihrer Rückkehr nach Nigeria und auf jeden Fall eine Liebesgeschichte erwarten, aber hey: es ist trotzdem zeitgenössische Literatur, diese elitäre Bäh-Literatur, die ich mag, die einfach vom Leben erzählt (man achte auf die Doppeldeutigkeit), ohne dass mir ein mühsam herbeikonstruierten Plot oder ein klischiertes Menschenbild das Gehirn verkleistert.

merin

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Re: Was lest ihr gerade 2016
« Antwort #59 am: 17 November 2016, 08:39:58 »
Ja! Ich liebe diesen Roman! Er ist spritzig, tiefsinnig, lehrreich - aber nie langweilig. Er hat mich dabei auch noch tief berührt.  :flirty:

Wenn ich nur so schreiben könnte. *seufz*
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.