Teufelszeug > Schreibmethoden

Diskussion zu Trippelschritts «Wie schreibt man einen Roman»

<< < (3/5) > >>

Trallala:
Hallo,

das ist eine spannende Diskussion.

Meine drei ersten Bücher habe ich komplett aus dem Bauch geschrieben. Ich hatte nicht viel mehr als eine sehr vage Idee und ein paar Figuren und habe die zunächst machen lassen. Daraus entstand dann irgendwann der Plot.
Das ist eine sehr lustvolle Methode zu schreiben, finde ich.

Nun schreibe ich einen Krimi und da geht das "Bauchschreiben" so nicht.
Oder vielleicht doch, aber ich glaube, dass es schwierig ist und ich mache es dieses Mal aber anders.

Meine Methode: Waldspaziergänge mit meinem Mann.
Auf diesen Spaziergängen entwickeln wir gemeinsam Plot und Figuren. Mal das eine, mal das andere.
Das alles schreibe ich im Moment noch total unsystematisch auf. Wenn wir den Plot haben und alle Figuren charakterisiert sind, dann werden wir die einzelnen Kapitel konzipieren. Und erst wenn das erledigt ist, werde ich zu schreiben beginnen.

Das ist im Grunde die Methode, die Trippelschritt als "Kopfschreiben" beschrieben hat.
Für mich ist das sehr neu und ich empfinde es als weniger lustvoll. Aber ich bin mir sicher, dass das eigentliche Schreiben des Buches dann sehr flott gehen wird.

T!



Trippelschritt:
Oh ja, der Plot. Da kann ich niemandem helfen. Es gibt Autoren, die schwören darauf, dass ein guter Plot jeden Roman zieht und andere, die sagen, dass plotgetriebene Romane nie etwas taugen. Ich halte mich da raus.
Aber:
Es gibt Autoren, die haben ihre zentrale Idee festgelegt und denken sich anschließend einen Plot aus. Einfach so. Ich kann das nicht, halte auch nicht viel davon. (Vielleicht, weil ich es nicht kann.)
Besser ist immer, die Figuren als Treiber zu benutzen, denn an sie erinnert man sich, wenn sie gelungen sind. Und Figuren haben Wünsche und sie sind zu einigem fähig, wenn sie sich diese Wünsche erfüllen wollen. Das setzt aber voraus, dass man seine Figuren richtig gut kennt. Dazu läuft ja im augenblick men Workshop, der aber wohl auf wenig Interesse stößt - oder niemand hat sich bisher mit der Rolle von Figuren beschäftigt. Ich weiß es nicht.

Bei mir ist es so, dass ich immer wenn ich beim Plot hänge, meine Figuren überarbeite.

Und Krimis? Der Plot ist im Prinzip einfach. Der Böse macht etwas Böses und bestimmt dadurch den Plot. Also beginnt man zweckmäßig mit dem Antagonisten.

Bei mir wächst der Plot. Das kann ich nicht vermitteln, weil ich den Prozess selbst nicht verstehe. Da ist bei mir viel Intuition dabei. Im augenblick hänge ich massiv in meinem neuen Projekt.

Liebe Grüße
Trippelschritt

merin:
Ich habe ja bislang erst einen Roman geschrieben, der nun in der Schublade liegt und mir insgesamt zugefallen ist. Ich habe nur noch geschrieben und etwas gerade gerückt. Das Ergebnis ist, dass das Ding außer meinen Freunden niemanden vom Hocker reißen konnte.

Also versuche ich es nun anders. Danyla kam zu mir, dann Pako und schließlich Raswin und Kiral. Es gibt eine Welt, die zu mir kam und einen Gegenspieler. Der Plot läuft immer mal los, die grobe Idee ist da, aber wie ich den Plot nun dazu bringe, weiter zu gehen, ist mir schleierhaft. Ich gehe Schritt b und weiß, was als c kommt, aber weiter kann ich nicht denken. Und ich frage mich, ob man so einen Roman schreiben kann. :dontknow:

Viskey:

--- Zitat von: Trippelschritt am 06 September 2015, 19:57:56 ---Bei mir ist es so, dass ich immer wenn ich beim Plot hänge, meine Figuren überarbeite.

--- Ende Zitat ---

Bei mir ist es in der Regel umgekehrt: Wenn ich hänge, dann meistens weil die Figuren herumeiern und einfach nicht zu Potte kommen. - Und das liegt idR daran, dass sie nicht wissen, was sie tun sollen... weil ich nicht weiß, was als nächstes passieren soll. Es liegt also am Plot.

Ganz selten kommt es vor, dass es wirklich eine Figur ist, die zickt und nicht will. Eine ganz spezielle, vor allem ... :nudelholz:  Wobei mich da auch der Verdacht beschleicht, dass es am Plot liegt. Die Figur hat über eine lange Strecke der Geschichte keinen eigenen Handlungsfaden, hat kaum eine Aufgabe innerhalb der Geschichte. Sehr lange steht sie mehr als Randfigur herum, bis sie kurz vor ihrem Ende einen wichtigen Wendepunkt der Geschichte einleitet, der auch nur von ihr eingeleitet werden kann.




--- Zitat von: merin am 06 September 2015, 21:54:38 ---Ich gehe Schritt b und weiß, was als c kommt, aber weiter kann ich nicht denken. Und ich frage mich, ob man so einen Roman schreiben kann. :dontknow:

--- Ende Zitat ---

Doch, kann man.  :cheer:  Ich habe auf diese Weise meinen NaNo-Roman von ... 2010 (?) geschrieben. Ich hatte nicht mehr als die Grundidee: Eine sehr elitäre Herrscherschicht, die ihre Herrschaft - was Wunder - auf sehr dünne Säulen stützt. Und dann kommt eine unvorhergesehene Figur daher, die das alles über den Haufen wirft. Das war buchstäblich alles, was ich zu Anfang hatte. Die Geschichte, die sich entsponnen hat, ist in der Rohfassung ganz solide, aber die Umsetzung ist einfach nur grauenhaft.

Alles, was ich mir im Vorfeld an Überlegungen gespart habe, muss ich halt jetzt hinterher investieren. Oder sagen wir so: Ich müsste. Weil wie man sieht, es ist schon eine Weile her, und ich drücke mich immer noch davor, die Überarbeitung endlich in Angriff zu nehmen.

Ich denke es ist auch eine Geschmacksfrage, wie man das machen möchte. Mir war diese ungeplante Art zu schreiben irgendwann zu anstrengend und hat mir auch einfach keinen Spaß mehr gemacht, weil ich viel zu oft vor einem leeren Blatt saß und nicht wusste, was schreiben ... Inzwischen plane ich, halte mich aber nicht sklavisch an diesen Plan. Wenn sich spontan was anderes ergibt, das mir passend erscheint, dann schwenke ich auch noch mittenin der Geschichte um.

Trippelschritt:
Es ist nicht von ungefähr, dass es in Schreibratgebern nur wenig sinnvolles zum Plotten gibt. Alles, was man da so findet hat etwas mit Strukturen zu tun wie dem klassischen Dreiakter und dem turnig point in der Mitte des zweiten Aktes und welche Abweichungen es von diesem Schema gibt. Aber all das hilft dem autor nicht weiter, wenn er feststeckt und keine vernünftige Plotidee hat.

Einen Hinweis habe ich gefunden im Schreibratgeber von Orson Scott Card und der macht so etwas Ähnliches, was ich auch mache. Er geht von den Figuren aus und arbeitet mit einer Kette von weiterführenden Fragen



--- Zitat von: Viskey am 06 September 2015, 22:43:07 ---
--- Zitat von: Trippelschritt am 06 September 2015, 19:57:56 ---Bei mir ist es so, dass ich immer wenn ich beim Plot hänge, meine Figuren überarbeite.

--- Ende Zitat ---

Bei mir ist es in der Regel umgekehrt: Wenn ich hänge, dann meistens weil die Figuren herumeiern und einfach nicht zu Potte kommen. - Und das liegt idR daran, dass sie nicht wissen, was sie tun sollen... weil ich nicht weiß, was als nächstes passieren soll. Es liegt also am Plot.

Ganz selten kommt es vor, dass es wirklich eine Figur ist, die zickt und nicht will. Eine ganz spezielle, vor allem ... :nudelholz:  Wobei mich da auch der Verdacht beschleicht, dass es am Plot liegt. Die Figur hat über eine lange Strecke der Geschichte keinen eigenen Handlungsfaden, hat kaum eine Aufgabe innerhalb der Geschichte. Sehr lange steht sie mehr als Randfigur herum, bis sie kurz vor ihrem Ende einen wichtigen Wendepunkt der Geschichte einleitet, der auch nur von ihr eingeleitet werden kann.

--- Ende Zitat ---

Eben Viskey! Die Figuren wissen nicht, was sie tun sollen. Sie sollen auch nicht, sie müssen wollen. Und wenn sie nichts wollen, dann eiern sie herum. Ich kann Deinen Befund, den ich nur zu gut kenne, auch so deuten, dass es einzig an den Figuren liegt. Aber das ist eine Sache der Sichtweise. Man kann am Plot arbeiten, wenn man leicht Plotideen produziert oder an den Figuren, weil die den Plot machen oder beides kombinieren.

Das Einzige, was ich mit Sicherheit weiß, ist, dass es sich für einen Autor auszahlt, wenn er seinen eigenen Kreativitätsprozess kennt, wenn er weiß, ob er mehr Bauch oder Planschreiber ist. Doch Vorsicht.
Die meisten Anfänger fangen als Bauchschreiber an zu schreiben, weil sie viel zu wenig vom Handwerk verstehen. Aber wenn ich keine Ahnung vom Schreiben habe, dann kann ich auch kein Planschreiber sein. Ich habe das bei mir erst gemerkt, als ich einen Schreiblehrgang beim H.P. Roentgen gemacht habe, der fast komplett an mir vorbeiging. Nicht, dass der Lehrgang schlecht war. Er hat mir auf jeden Fall gezeigt, wo meine Defizite lagen, aber wenn ich die Aufgaben erledigte und auch wieder ein stück Handwerk mehr verstanden hatte, dann habe ich mich immer gefragt, an welcher Stelle das mir jetzt nutzt. Und kam zu der Einsicht: An keiner Stelle. Und da habe ich erst gemerkt, wie in meinem Kopf eine Geschichte entsteht.
Spätestens da wurde ich ein Handwerkfan und mein Problem war es, einen Weg zu finden, Handwerk und Ideenfluss zu verbinden. Mittlerweile weiß ich, dass ich nicht der Einzige bin, der daran knabbert.
Immerhin bin ich jetzt so weit, dass ich mit dem Handwerk nicht mehr warten muss bis zur ersten Überarbeitung.

Vielleicht hilft es auch, zunächst einmal viele Kurzgeschichten zu schreiben. Dort trifft man auf alle handwerklichen Herausforderungen, die ein Roman auch hat. außer dem Plotten und der Tiefe der Figuren, die man in Kurzgeschichten umgehen kann.

Ich bin übrigens über jeden Erfahrungsbericht zu euren Schwierigkeiten dankbar, denn ich bin immer noch in der Lernphase.

Liebe Grüße
Trippelschritt

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln
Mobile View