Auch Außerungen zur Gemütslage kann man sich dort sparen. Da steht am Anfang noch ein es kommt zum Streit, der Rest muss dann von Regisseur und Schauspielern kommen.
Mmh, weiß nicht, ob das so stimmt. Die Arbeit von Regie und Schauspiel ist eine interpretierende. Der Text wird sich zurechtgelegt und möglicherweise auf die eigene Rolleninterpretation umgededeutet. ABER es ist alles vorher angelegt. In den Dialogen selbst (Haltung der Figur), Verdeutlichungen im Text (Groß- oder Fettschreibung), den erklärenden Klammern und natürlich im Beschreibungstext über die Handlung:
LISA wendet sich ab.
LISA
(ironisch)
DAS hab ich nicht erwartet!
Da ist tatsächlich erstmal wenig Interpretationsspielraum, was wichtig ist, damit das Buch richtig umgesetzt wird.
Richtig ist aber, dass die Dialoge im Film viel strukturierender wirken, als in der Prosa.
Und den einzigen Unterschied, den ich sehe, ist vielleicht der, dass in Filmen Dialoge häufiger die Handlung vorwärtstreiben als in Romanen, in denen die Stimme aus dem Off (Autorenstimme oder Ähnliches) leichter zu handhaben ist.
Handlung sollte in jeder Kunstform durch Handlung getrieben sein, nicht durch Dialoge. Aber der Rhythmus wird im Film eben durch die Dialoge vorgegeben. Für das obige Beispiel braucht es in der Prosa viel mehr Worte:
Lisa wandte sich ab. Als hätte sie nicht gewusst, dass das passiert. Sie schnaubte verächtlich: "DAS hab ich nicht erwartet."
Hier wirkt die Gedankenstimme gleichberechtigt neben dem Dialog als strukturierendes, rhythmisches Eement des Textes.
Im Film könnte dieser Dialog gut eine Szene beenden. Falls wir als Zuschauer noch nicht wissen, was Lisa erwartet oder nicht erwartet hat, würde uns das wohl der nächste Schnitt zeigen. Lisas Dialog vielleicht sogar in die nächste Szene überlappen, damit eine Gleichzeitigkeit von Bild und Dialog passiert.
Das geht in der Prosa nicht, einfach weil wir Worte nicht so schnell aufnehmen können. Es braucht also Text/Beschreibung als Überleitung und strukturierendes Element.
Das kann man sogar in den einzelnen Dialog übertragen. In der Prosa ist es möglich, einzelne Dialogpassagen auszulassen und durch Beschreibung zu ersetzen.
Lisa wandte sich ab und machte eine ironische Bemerkung. Paul kannte das schon von ihr und sagte: "Lisa, reiß dich zusammen."
Dieses Stilmittel geht im Film zwar auch (indem die Kamera so weit weg geht, dass wir die Personen nicht mehr hören), es legt dann aber eine deutliche Gewichtung auf die Szene (Geheimnis).
Was will ich damit sagen? Im Film müssen Dialoge sehr viel präziser gesetzt sein. In der Prosa hat man immer den Beschreibungstext als zusätzliches Element. Heißt das, das Filmdialoge schwieriger zu schreiben sind? Vielleicht ja. Man kann jedenfalls in der Prosa mehr schummeln. Aber vielleicht macht das dann auch schlechte Prosa aus
Keine Ahnung, ich spiel mal den Ping-Pong-Ball weiter.