22 November 2024, 01:53:30

Autor Thema: Darstellung von Dialogen  (Gelesen 10174 mal)

0 Mitglieder und 2 Gäste betrachten dieses Thema.

Mondstern

  • Federteufel
  • *****
  • Beiträge: 587
  • Geschlecht: Weiblich
Darstellung von Dialogen
« am: 28 March 2015, 13:37:09 »
Sol Stein erklärt in seinem Buch über das Schreiben, Dialoge sind so schwer zu erlernen, wie eine Fremdsprache.
Die einzige Person die wortwörtlich das Gesagte niederschreibt, ist die Dame bei Gericht und das auch nur weil es ihr Job ist. Der Autor steht hier vor einer ganz anderen Aufgabe. Dialoge eignen sich hervorragend die Handlung voranzubringen, um Rückblicke zu beschreiben, Stimmungen zu zeigen oder Humor zu verarbeiten.

Dialog müssen im Text als solche gekennzeichnet sein.

„Ein Dialog gehört in Anführungszeichen.“

„Ein Dialog gehört in Anführungszeichen“, sagte ich.
Bei einem Zusatz (sagte ich, meinte er) entfällt der Punkt vor dem Schlussanführungszeichen, danach IMMER ein Komma und dann erst den Punkt.

„Ein Dialog gehört in Anführungszeichen!“, beschwor ich.
„Gehört ein Dialog in Anführungszeichen?“, fragte er.

„Ich denke“, sagte Heinz-Hubert, „das ist gar nicht so schwer.“
Hier schreibt man nach dem Einschub (sagte Heinz-Hubert) klein weiter

„Genug jetzt!“, sagte Heinz-Hubert. „Das ist gar nicht so schwer.“
Hier schreibt man nach dem Einschub (sagte Heinz-Hubert) groß weiter, weil man ein Ausrufezeichen (auch Fragezeichen) gesetzt hat.

„Ist doch leicht.“ Klaus-Helmut war sich sehr sicher.
Schlusszeichen innerhalb des Dialogs


Die Anredepronomen in der Höflichkeitsform Sie, Ihnen und Ihr werden großgeschrieben. (auch:  "Ihre", "Ihren", "Ihnen" usw.)  Die vertraulichen Anredepronomen du, ihr, dein und euer schreiben wir in Dialogen klein. (Merke: Geschichten sind keine Briefe (bei denen beide Varianten zulässig sind)
Die dritte Person (Ihre, Ihr, Euer) wird in oft in „Mittelalterlichen-Phantasiestorys“ benutzt. Sie sind groß zu schreien.

Aber niemand will eine wirkliche, wörtliche Rede lesen. Beobachtet einmal was für ein Blödsinn innerhalb einer Gruppe gesprochen wird.
Ständig wird etwas wiederholt, jeder plappert rein, weicht vom Thema ab, kommt mit etwas völlig neuem daher oder, oder, oder … Auch beim einkaufen kann man – natürlich völlig zufällig, einmal lauschen was sich ein Ehepaar so zu sagen hat.

Dialoge sind selbstverständlich nur ein Bereich einer Geschichte. Ich habe auch schon mal versucht eine Story ohne jegliche wörtliche Rede zu schreiben und auch welche die fast ausschließlich aus diesen bestehen.

Ab drei Protagonisten, ist es wichtig dem Leser zu vermitteln - wer gerade spricht. Dabei muss nicht jeder Satz mit: sagte A – meinte B - antwortete C - enden.
„Na A, bist du der gleiche Meinung wie C?“ – zeigt das hier B die Frage stellt.

In Dialogen kann natürlich Umgangssprache verwendet werden, sollte allerdings sparsam eingesetzt werden. (Mundart – wie z.B. bei der Asterix-Reihe – ermüdet den Leser sehr schnell.)
So schreibt manche Autorin aus dem Süden „schleckig, verschlagen, wehmachen“ und denkt sich nichts dabei, weil es einfach so authentischer ist. Dass andere nicht wissen was ein „Schopf“ ist, musste ihr erstmal erklärt werden.
Innerhalb von Dialogen, ist das nicht so tragisch. In der Erzählstimme sollte aber halbwegs hochdeutsch geschrieben werden.

Ein Oberarzt der Kurklinik unterscheidet sich in seiner Sprachwahl von der Fischverkäuferin am Hamburger Hafen – da ist jedem klar. Was aber bei recht ähnlichen Charakteren?
Hier seid ihr gefordert. Erfindet typische Züge, beobachtet eure Freunde – jeder hat gewisse Eigenarten. Auch Filme bieten sich an, sich hier etwas „auszuborgen“. So bekam einer meiner Protagonisten den Zusatz „klar soweit“ angehängt, nachdem ich „Fluch der Karibik“ gesehen hatte.
Sehr schwierig wird es innerhalb einer Subkultur. Biker reden natürlich anders als Nerds, aber innerhalb der Gruppe doch sehr gleich.

Hier kommen wir aber schon zum großen Nachbarn der Dialoge, der Ausarbeitung der Charaktere.

Geschichten schreiben ist weitaus komplexer wie sich das mancher vorstellt, aber auch nicht so schwer, wenn man sich in seine Prots hineinversetzt.

LG Mondstern  :lava:

Hombre

  • Gast
Re: Darstellung von Dialogen
« Antwort #1 am: 28 March 2015, 16:36:09 »
Etwas Wesentliches fehlt, meine ich. Etwas, das leider sehr oft falsch gemacht wird. Der Verstoß gegen die einfache Regel: Ein Satz, ein Punkt!

Natürlich richtig, wenn das Inquit den Satz trennt:
„Ich denke“, sagte Heinz-Hubert, „das ist gar nicht so schwer.

Falsch, weil: Ein Satz, zwei Punkte.
„Ich denke“, sagte Heinz-Hubert, „das ist gar nicht so schwer. Zum Glück ist das leicht.
Hinweis: Ist ein Rufzeichen oder ein Fragezeichen in dem zitierten Teil vor dem Inquit, wird das wie ein Punkt gewertet.

Richtig:
„Genug jetzt!“, sagte Heinz-Hubert. „Das ist gar nicht so schwer. Zum Glück ist das leicht. Hier können beliebig viele Sätze als wörtliche Rede folgen. Hier können beliebig viele Sätze als wörtliche Rede folgen. Hier können beliebig viele Sätze als wörtliche Rede folgen.“

Parzifal

  • Gast
Re: Darstellung von Dialogen
« Antwort #2 am: 28 March 2015, 16:52:50 »
Zwei wichtige Dinge sagt Sol Stein auch noch, zumindest in dem Buch, das ich habe:

- Dialogsprache ist eine Kunstsprache (im Sinne von Literatur) und kein Abbild der Realität. Das wäre so langweilig, dass kein Mensch die Dialoge lesen würde.
- Ein guter Dialog ist indirekt. Meint: Die Fragen des Dialogpartners werden nicht direkt beantwortet. Eher so, dass sie eventuell neue Fragen aufwerfen (und Spannung erzeugen)


Hombre

  • Gast
Re: Darstellung von Dialogen
« Antwort #3 am: 28 March 2015, 19:40:00 »
@Mondstern:
Zitat
Dialoge sind selbstverständlich nur ein Bereich einer Geschichte.

Dialoge sind die Bahnhöfe einer Zugfahrt. Während einer Zugfahrt schläft niemand am Bahnhof ein, eher wacht man dort auf. Dort passiert etwas. Die restliche Fahrt bringt die Reise (das Geschehen) mitunter mächtig voran, macht sie (das Geschehen) aber zugleich zum Einschlafen langweilig.

Aber die Reise kann ja leider nicht nur aus Bahnhöfen bestehen.

Mondstern

  • Federteufel
  • *****
  • Beiträge: 587
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Darstellung von Dialogen
« Antwort #4 am: 28 March 2015, 23:43:57 »
Falsch, weil: Ein Satz, zwei Punkte.
„Ich denke“, sagte Heinz-Hubert, „das ist gar nicht so schwer. Zum Glück ist das leicht.
Hinweis: Ist ein Rufzeichen oder ein Fragezeichen in dem zitierten Teil vor dem Inquit, wird das wie ein Punkt gewertet.

Ich weiß nicht, was du damit sagen willst. So ein Beispiel hatte ich gar nicht gebracht.  :gruebel:

Aber die Reise kann ja leider nicht nur aus Bahnhöfen bestehen.

Das verstehe ich auch nicht. Hab ich das gesagt?
Aber um bei dem Beispiel zu bleiben. Eine Reise kann fast ausschließlich aus „Bahnhöfen“ bestehen. Eine Geschichte, die beispielsweise fast ausschließlich aus Dialogszenen besteht.
Hab ich vor einiger Zeit mal gestrickt.
LG Mondstern

Hombre

  • Gast
Re: Darstellung von Dialogen
« Antwort #5 am: 29 March 2015, 08:23:35 »
@Mondstern:
Zitat
Ich weiß nicht, was du damit sagen willst. So ein Beispiel hatte ich gar nicht gebracht.

Das habe ich ja auch gar nicht gesagt. Aber eben deshalb, weil es da nicht steht, dieser Fehler aber sogar in vielen Büchern zu finden ist, wollte ich es der Vollständigkeit halber ergänzen. War das jetzt schlimm?
Du hast nichts falsches von dir gegeben, im Gegenteil.

Mondstern

  • Federteufel
  • *****
  • Beiträge: 587
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Darstellung von Dialogen
« Antwort #6 am: 29 March 2015, 12:10:58 »
Das habe ich ja auch gar nicht gesagt. Aber eben deshalb, weil es da nicht steht, dieser Fehler aber sogar in vielen Büchern zu finden ist, wollte ich es der Vollständigkeit halber ergänzen. War das jetzt schlimm?

Natürlich nicht, ich steh nur auf dem Schlauch. Muss mir das bei Gelegenheiten wohl nochmal alles angucken  :lava:

merin

  • Oberfederteufel
  • Federteufel
  • *****
  • Beiträge: 8261
  • Wortsucher:in
    • www.jol-rosenberg.de
Re: Darstellung von Dialogen
« Antwort #7 am: 22 April 2015, 10:18:01 »
Ich bin auf jeden Fall dankbar für die Nachhilfe!

Aber ich wag es kaum zu sagen, es gibt immer noch Stellen, an denen ich unsicher bin. Die hier zum Biespiel:

Zitat
„Beruf?“ Er schaute in das Fenster des Kommunikationsautomaten und überlegte.

Stimmt das so? Oder muss ein Komma vor "Er" und "er" klein?
« Letzte Änderung: 22 April 2015, 11:30:10 von merin »
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.

Trallala

  • Gast
Re: Darstellung von Dialogen
« Antwort #8 am: 22 April 2015, 14:05:26 »
Ich bin auf jeden Fall dankbar für die Nachhilfe!

Aber ich wag es kaum zu sagen, es gibt immer noch Stellen, an denen ich unsicher bin. Die hier zum Biespiel:

Zitat
„Beruf?“ Er schaute in das Fenster des Kommunikationsautomaten und überlegte.

Stimmt das so? Oder muss ein Komma vor "Er" und "er" klein?

Hallo merin,

es geht beides, eleganter ist das Komma und er klein.

Gruß
T!

vulture

  • Gast
Re: Darstellung von Dialogen
« Antwort #9 am: 22 April 2015, 14:18:48 »
Zitat
es geht beides, eleganter ist das Komma und er klein.

Bist du dir sicher, Trallala?

Ich würde merins Variante als richtig ansehen, weil es sich um zwei unabhängige Sätze handelt.
Noch dazu, weil die wörtliche Rede nicht dem Subjekt des Folgesatzes zugeordnet wird. Es ist doch der Automat, der die Frage stellt, oder?

Vielleicht wäre hier sogar ein Absatz hilfreich, um die Trennung eindeutiger zu machen.

merin

  • Oberfederteufel
  • Federteufel
  • *****
  • Beiträge: 8261
  • Wortsucher:in
    • www.jol-rosenberg.de
Re: Darstellung von Dialogen
« Antwort #10 am: 22 April 2015, 14:32:26 »
Ja, der Automat fragt. Und ein Absatz wäre auch eine Idee.
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.

Trallala

  • Gast
Re: Darstellung von Dialogen
« Antwort #11 am: 22 April 2015, 16:00:54 »
Ah, der Automat fragt.  :confused:

Das habe ich nicht geschnallt. Dann stimmt natürlich merins Variante.

Ich hatte es so verstanden, dass der Mann (oder die Frau) jemanden nach seinem Beruf fragt und dann in den Automaten schaut (aus welchen Gründen auch immer).

Sorry
T!

Ryek Darkener

  • Betamonde
  • Federteufel
  • *
  • Beiträge: 847
  • Geschlecht: Männlich
  • And now for something completely different ...
    • Ryek Darkener auf Twitter
Re: Darstellung von Dialogen
« Antwort #12 am: 22 April 2015, 16:35:31 »
Mist! Jetzt ist der Thread wieder aufgetaucht, und ich muss meinen ganzen Text daraufhin durchsuchen. :devgrin:

Danke an die Beitragenden! :daaanke:

Diese wörtliche Rede Sachen sind wirklich etwas, wo ich manchmal ins Grübeln komme. Genau wie Kommas. :cheese:

Ryek
DSvU-4(5) "Wurzeln und Flügel (AT)": Plotten, Schreiben (demnächst;))

Mondstern

  • Federteufel
  • *****
  • Beiträge: 587
  • Geschlecht: Weiblich
Re: Darstellung von Dialogen
« Antwort #13 am: 22 April 2015, 17:04:17 »
„Beruf?“ Er schaute in das Fenster des Kommunikationsautomaten und überlegte.

Genau so  :)

Anderes Beispiel:

„Beruf?", wiederholte er die Stimme ...
„Beruf?“, fragte eine Stimme. Er schaute in das Fenster des Kommunikationsautomaten und überlegte.

merin

  • Oberfederteufel
  • Federteufel
  • *****
  • Beiträge: 8261
  • Wortsucher:in
    • www.jol-rosenberg.de
Re: Darstellung von Dialogen
« Antwort #14 am: 23 April 2015, 10:40:25 »
Ja super, danke. Ich glaube, ich habe es begriffen. Und in meinem neusten Text auf dem Rost grad einen Fehler gefunden.... :schnaub:
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.