21 November 2024, 20:38:51

Autor Thema: 08.03 - Gendern, Rollen, Ziele  (Gelesen 13289 mal)

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Viskey

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Re: 08.03 - Gendern, Rollen, Ziele
« Antwort #15 am: 09 March 2015, 19:26:16 »
Hat man als Schreiber den Auftrag, die Welt zu verbessern? Nein. Kann man machen, wenn man so will, aber ...

Ich stehe da auf dem Standpunkt, wenn einer mit "Lehrauftrag" antritt, hat er (meinetwegen auch sie, wer's braucht) schon verloren. Wer nicht komplett hinter der Botschaft steht, sie nicht vollständig verinnerlicht hat, wird sie niemals wirklich vermitteln können, denn er wird notgedrungen an der Oberfläche der Sache bleiben. Und an der Oberfläche befindet sich die Kosmetik.

aich selbst halte mich für eine emanzipierte Frau, komme aus einer Familie, in der grundsätzlich die Frauen das sagen haben. Und das haben wir alle geschafft, ohne wild herumzugendern. Gendern ist für mich Kosmetik ... also eh ganz nett, aber wirklich was ändern tut es nicht. Wo wir - als Schreiberlinge u/o Gesellschaft - ansetzen müssen, ist an der Grundsubstanz, und die ist schwer zu erreichen ... u.a. auch, weil dirse bisweilen zugegendert wird.
"There is no such thing as bad work, just unfinished work." - Eric Idle

merin

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Re: 08.03 - Gendern, Rollen, Ziele
« Antwort #16 am: 13 March 2015, 12:18:34 »
Ich verbessere gern die Welt und nehme auch gern an Weltverbesserung teil - aber ob der Text gut ist, ist mir mindestens genauso wichtig. Ein Text, wo schon vorn drauf steht "Achtung Weltverbesserung" wäre für mich der falsche Weg. Wenn der Text anspricht und man darüber noch zum Nachdenken kommt - das wäre besser.
Ich glaube, dass gendern in Belletristik fast unmöglich ist. Also dieses durchgängige Behörderntextgendern. Einfach weil es die Lesbarkeit erschwert und darauf haben die meisten LeserInnen keinen Bock. Was aber möglich ist, ist zu schauen, ob die Männer wirklich Männer sind, wenn da steht "Die Männer trafen sich um Mitternacht am großen Teich". Ich achte sehr auf die Bilder, die in Texten gezeichnet werden und natürlich muss es in meinen Texten starke Frauen geben, interessante Frauen, auch mächtige Frauen. Ich schreibe das was ich, als bekennende Emanze, lesen will. Trotzdem erwische ich mich immer wieder bei Stereotypen und Klischees - und versuche dann, mit ihnen umzugehen.
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.

Oldlady

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Re: 08.03 - Gendern, Rollen, Ziele
« Antwort #17 am: 14 March 2015, 18:26:00 »


Zitat
Trotzdem erwische ich mich immer wieder bei Stereotypen und Klischees - und versuche dann, mit ihnen umzugehen

Ich bewundere Merins Ehrlichkeit! Und sollte mich selber auch gelegentlich an der Nase fassen.

Zum Thema Welt verbessern: Wenn das jemand in einem Text bewusst versucht, wird es ätzend. Ich denke aber, dass die gesamte Geisteshaltung eines Schreibers in seinen Text fließt – und wenn er die Welt verbessern will, so kommt das unterschwellig irgendwie durch, völlig ohne Zeigefinger.

Oldlady 

Oldlady

Trippelschritt

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Re: 08.03 - Gendern, Rollen, Ziele
« Antwort #18 am: 14 March 2015, 19:25:53 »
Weltverbessern habe ich aufgegeben.
Ich bin schon froh damit, wie die Welt mich verbessert.

Liebe Grüße
Trippelschritt
Wer bin ich, wer war ich, wer werde ich sein?

Parzifal

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Re: 08.03 - Gendern, Rollen, Ziele
« Antwort #19 am: 14 March 2015, 19:44:22 »
Gut gesagt, Trippel.
Wir haben alle gute und böse Anteile in uns. Es gibt nicht die Guten auf der einen und die Schlechten auf der anderen Seite; das ist Wunschdenken. Es könnten Umstände eintreten, die einem das klar machen. Hesse sagte: Es gibt keinen Gedanken, den ich nicht selbst denken könnte; und sei es der perverseste. :klug:

P.S.
Was wir am sogenannten Bösen hassen, ist die Übereinstimmung mit uns selbst.
« Letzte Änderung: 14 March 2015, 19:48:32 von Parzifal »