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Die Erschaffung von Figuren

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Lionel Eschenbach:
Auch ich skizziere zu Beginn kurz die Figuren. Weiß ich doch, ändert sich sowieso alles.

Denn wenn ich meinen Figuren eine charakterliche Prägung gebe, frage ich mich auch immer, wie ist er wohl so geworden? Wie verhält er sich in bestimmten Situationen? Nur ich weiß ja noch nicht immer, in welche Situationen er kommen wird, bin ja keine 100%iger Plotter.

Bei mir entwickelt sich die Figur auch beim Schreiben, ich muss halt nur aufpassen, dass durch die Veränderung geschriebene Szenen nicht unlogisch werden und ich wieder von vorne anfangen muss. Darüber bin ich bereits wenige Male gestolpert beim Schreiben.

Schwer ist für mich besonders, warum ist er so geworden, wie ich ihn darstellen will. Das ist für mich die Crux. Jeder Charakter hat eine Geschichte. Jetzt weiß ich auch, so sehr in Tiefe muss ich nicht gehen. Das Strickmuster für Charaktere ist viellfältig. Ich nehme gerne das A-Team als Vorlage. Der Mastermind, der smarte Organisator, der irre Allesflieger oder der kampfwütige Koloss. Weitgehend stereotype Charaktere. Da reicht wahrscheinlich ein kleiner Zettel um die Charakterzeichnung vorzunehmen.

Das andere Extrem finde ich aber auch nicht angebracht für Fantasy-Romane. Warum ist meine Figur im Laufe seines Lebens so geworden, wie er zu  Beginn der Handlung ist. Welche Konflikte hat er im Leben durchlebt, um so geworden zu sein. Das wäre des Guten auch zu viel.

Ich versuche eine Mischung zu finden.

Nehmen wir Todd als Beispiel. Defensiver Intellektueller, der möglichst allem  Streit aus dem Weg geht. Will eine ruhiges Leben in der Bibliothek führen, in die er versetzt werden möchte.

Das war so meine Grundausrichtung. Ergänzt wird das Protaensemble durch den draufgängerischen Entscheider, dem irren Kämpfer und der introvertierten Zauberin.

Während ich also schrieb, habe ich mich immer gefragt, wenn jemand bestimmte Fähigkeiten hat, wird er sie nicht nutzen. Also fügte ich hinzu: Bescheidener Wohlstand mag er, nutzt seine Fähigkeiten auch dafür aus, sich mit genügend Geld auszustatten, um sich ein Haus mit Garten leisten zu können.

Dann habe ich mich gefragt, warum ist er so defensiv. Hier habe ich dann die Geschichte so angepasst, dass er als erster aus den unteren Schichten vom Orden ausgebildet wird (Art Universität). Natürlich wurde er angefeindet, von denen, die nicht wollten, dass er da ist. Aus dieser Ablehnung hat sich dann ein Rückzug ergeben. Er meidet Konflikte, schafft es aber sehr wohl, Freunde zu haben.

Letztlich und das macht es für mich schwer, soll meine Figur bis zu einem gewissen Grad das Ergebnis seiner Fähigkeiten und der äußeren Umstände werden. Warum ist jemand so geworden wie er handelt.

Das finde ich schwer und hier muss ich oft korrigieren, da ich nicht zu Beginn schon alles wissen kann.

Hier entwickelt sich als meine Figur beim Schreiben, was manchmal sehr nervig ist.

L.


The_Reptilian:
Ich weiß, zu diesem Thema wurde fünf Jahre lang nichts mehr geschrieben, aber wie sich der tollste Charakter meines Universum entwickelt hat möchte ich dennoch gerne hier schreiben:

Esmeralda. Ihr habt in diversen Geschichten von ihr gelesen. Ihr habt euch bestimmt gefragt, wie ich auf diese Idee gekommen war.
Esmeralda ist eine quirlige Reptiloidin, welche sich als Spanierin getarnt hat (laut ihrer eigenen Aussage).
Nun ja, ich trampte im Jahre 2013 von Berlin nach Portugal und machte einen längeren Zwischenstopp in Barcelona, wo ich zwischendurch ziemlich besoffen war. Wenn Menschen besoffen sind, sind sie geselliger und es ist leichter Leute kennen zu lernen, die ein Mensch nicht treffen würde und das passierte in einem Land, in dem ich damals zuvor noch nie war.
Auch vergessen Menschen vieles, wenn sie besoffen waren, aber das vergesse ich nie, dass mich eine schöne Frau in ihrem Ferrari mitgenommen hatte, die am Steuer viel säufte (mir war es etwas unbehaglich, aber ich war selber besoffen, so zwischen "thrill" und "fear"). Sie sagte, dass ich aufhören solle, mit ihr zu flirten, weil es würde nichts bringen, die Spezies seien zu unterschiedlich, sie sei ein Reptiloid und das mit dem Sex würde gar nicht klappen.
Sie war sehr sprachbegabt und machte Witze wie u.A. „Ich bin nicht wie die anderen aus dem Ei gepellt worden“, „Ich könnte dir mehr über meine schlüpfrige Vergangenheit erzählen, aber ich muss mich auf den Verkehr konzentrieren“, etc.
Sie sagte, dass sie für die Befreiung der Tiere kämpft. Leider hatte ich dann einen Blackout und fand mich in einem besetzen Haus wieder, wo ich gar nicht wusste, wie ich da hingekommen war.
Diese Erinnerung an Esmeralda war auch lange "verborgen", bis ich mich wieder dran erinnerte.

Esmeralda ist ein absoluter Mythos. Sie inspiriert mich bis heute und ich wandele sie kaum ab, sie ist so gut genug, wie sie ist und sie wird mir noch gefühlt weitere Inspirationen bieten. Für mich ist diese Figur wie ein Geschenk. Womöglich sind wir in telepathischen Kontakt und sie liebt es, wenn sie die Hauptrolle spielen darf.
Könnt ihr fühlen, was ich fühle?

Ich hoffe auch, dass sie eines Tages sich in meinen Geschichten wiedererkennen wird und mich promotet.

merin:
Ich kann es nachvollziehen, ja. Da hat dich jemand nachhaltig berührt und es bleibt unklar, wie der Eindruck in die andere Richtung war. Insofern wäre es gespannt, wie sie es fände, sich in einem Text wiederzufinden.

Das Foto habe ich in meiner Funktion als Admin des Forums gelöscht, da es von einer Person ist, die nicht eingewilligt hat, hier gezeigt zu werden. Da muss ich sorgfältig sein, noch mehr in diesem öffentlichen Teil des Forums.

The_Reptilian:
Esmeralda war total lässig, sie hatte viel gelacht und war sehr herzlich. Sie nimmt sich selbst nicht so ernst. Ich werde hier auf jeden Fall mitteilen, ob sie reagiert hat und wie sie reagiert hat.

Beim Verreisen lernte ich echt die unterschiedlichsten Leute kennen und es war bislang überwiegend positiv.

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