Hi Fabian, Hi Merin,
Zitate von Fabian:
beim Zitat handelt es sich um den 1. Satz aus dem Buch "In Almas Augen" (Orig.: "The Maid's Version") von Daniel Woodrell, in der Übersetzung von Peter Torberg.
Aha; von dem hatte ich bislang nie etwas gehört/gelesen. Habe mir jetzt nur schnell den Eintrag bei wiki... angeschaut. Danke für die nachträgliche Info.
2. ich vermute eher einen Übersetzungsfehler (obwohl mir Herr Torberg bisher nicht als schlampiger Übersetzer aufgefallen ist), interessant wäre also, wie der Satz im Original lautet.
Ja, dieses Original würde ich dann allerdings auch gerne mal in Augenschein nehmen.
Was da jedoch erschreckend sein soll + vorerst nicht gesagt wird, habe ich mich an dieser Stelle nicht gefragt, weil mich erstmal nur dieser verschwurbelte Satz irritiert hat + in einem bereits veröffentlichten Buch eher dazu veranlassen würde, die nächsten paar Sätze allenfalls mit sehr großer Skepsis weiter zu lesen - um dem Text noch eine Chance zu geben, sozusagen.
Wäre das ein Text zum Rösten, würde ich denken: Au weia, da kommt ja wohl noch einiges in dieser Art.
Und generell hatte + habe ich jedesmal, wenn ich englischsprachige Originalliteratur mit deren deutscher Übersetzung vergleiche, den Eindruck: Literatur zu übersetzen ist mit Abstand die schwierigste Disziplin für Übersetzer - also schier unmöglich, es dem Autor kongenial zu machen.
Ich schätze die Texte von Daniel Woodrell ungemein und werde das Buch auf jeden Fall lesen. Allein schon deshalb, weil er seine Geschichten immer so ungewöhnlich knapp ausbreitet (hier: 187 S.). Sehr angenehm!
Wenn ich bereits Werke eines Autors kenne + sehr schätze, fällt es mir natürlich auch viel leichter, über einen sperrigen oder gar mit einem Grammatikfehler "glänzenden" ersten Satz hinweg zu lesen.
Zitat von merin:
Ich mag den Satz gern, auch wegen der Schachtelung und natürlich weild a mal eine Frau meine Haarlänge hat. :biggrin:In mir wird da eine Stimmung wach, ein Bild, und dasmacht mich neugierig. Szene und Gefühl stehen im Widerspruch und da will ich nun wissen: warum?
... also reichen die Haare dieser Frau in sitzender Haltung + nach vorne gebeugt, damit die Haare zum Bürsten frei hängen, bis zum Boden ... (Das wären bei mir ungefähr 85 cm) - Gut: An das Nach-vorne-Beugen habe ich erst bei meinem Selbstversuch gedacht (davon steht ja nichts in Woodrells Text); ist also auch ohne künstliche Haarverlängerung noch möglich.
Gut, merin; womit wir mal wieder bei den unterschiedlichen Geschmäckern wären - was jetzt nicht Deine beachtliche Haarpracht anbelangt - ebenfalls "big grin" - sondern bei mir in diesem Fall hauptsächlich am Stil des zitierten Satzes liegt. Schachtelsätze: gut, aber dann bitte richtig. Und gegen Gedanken, die einer möglichen Besinnlichkeit morgens auf der Bettkante zuwiderlaufen, habe ich ja prinzipiell auch nichts einzuwenden.
Freilich hat mich jetzt die Bezeichnung "Country-Noir-Krimi" in dem Wiki...-Eintrag zu Daniel Woodrell neugierig gemacht.
Apropos "Noir-Krimi": (und da mache ich zunächst auch mal keine weiteren Angaben)
Slibulsky und ich klemmten im leergeräumten Geschirrschrank eines kleinen brasilianischen Restaurants am Rand des Frankfurter Bahnhofsviertels und warteten auf Schutzgeldeintreiber.
Der Schrank war etwa ein Meter zwanzig breit und siebzig Zentimeter tief. Weder wegen Slibulsky noch mir musste sich die Kleiderindustrie Sorgen um den Absatz ihrer XL-Größen machen, außerdem trugen wir kugelsichere Westen und wollten im Ernstfall eine Pistole und ein Schrotgewehr so in Position bringen, dass [...]
1. Situation + Thema sind klar;
2. für meine Vorstellungsfähigkeit gut + realistisch beschrieben;
3. eine gewisse Komik sehe ich in diesen Sätzen auch bereits (+ erwarte noch mehr);
4. Spannung ist da: bin vor allem gespannt darauf, was genau oder wie es dann schief gehen wird;
5. korrektes Deutsch.
6. Ich hab' dieses Buch mit Vergnügen zu Ende gelesen.