Also, nochmal zur Klarstellung:
Den von Parzifal zitierten Beginn des Romans "
Faktotum" von Charles Bukowski find' ich witzig.
Was da drin (natürlich) ? Diese Stelle:
[...] ging hinaus und lief durch den Regen. Ich wollte mir eine billige Absteige suchen, wußte aber nicht, wo die ärmeren Stadtviertel lagen. Mein Koffer war aus Pappe und löste sich allmählich in seine Bestandteile auf. Ursprünglich war er schwarz lackiert, doch die schwarze Lackschicht war abgeblättert und hatte den gelben Karton freigelegt. Ich hatte versucht, den Schaden zu beheben, indem ich schwarze Schuhcreme auf den Karton schmierte. Während ich jetzt durch den Regen ging und den Koffer abwechselnd in der rechten oder linken Hand trug, rieb sich die schwarze Schmiere an meinen Hosenbeinen ab.
Na schön, ich war in einer neuen Stadt. Vielleicht würde ich diesmal Glück haben.
Und weshalb ich sie witzig finde: Der Prota wird mittels einer für Slapsticks tauglichen + lakonisch, aber (für meine Phantasie) gut vorstellbaren Szene als Tollpatsch dargestellt; planlos (keine Ortskenntnisse, kein Stadtplan), arm (Pappkoffer; billige Absteige suchend + das zu Fuß in einer ziemlich großen Stadt), dennoch unverzagt. Ein Schlemihl des zwanzigsten Jahrhunderts, ein Pechvogel auf der Suche nach einem Bisschen Glück.
Achtung: Das Wort 'witzig' bedeutet auch 'gewitzt' = clever geschrieben; gut gemacht.
Wie bei allen anderen Büchern auch: Bukowskis Anfang muss man nicht unbedingt witzig finden. Wie immer: Alles subjektiv, Leute. Ich gebe sogar gerne zu, dass ich Texte je nach meiner Laune mal gut finde, und mal nicht. (Geht aber, wenn wir mal ehrlich sind, doch jedem so.) Wer in ein Kabarett geht, unterschreibt an der Kasse auch keinen Vertrag darüber, dass er in mindestens jeder dritten Sprechpause lachen wird.
Und glücklicherweise gibt es keine Katechismen, keine Gesetzbücher, + keine Zauberregeln für das, was "gute Literatur" ausmacht - nein, nicht wirklich. Denn "gut" heißt in Sachen Literatur für jeden etwas anderes (und das finde ich gut so).
Freilich klammern sich hoffnungsvolle Schreiberlinge, die "soooo" gerne Gedrucktes zwischen "richtigen Buchdeckeln" veröffentlichen würden - ob ich mich noch dazu zählen soll, weiß ich
zurzeit nicht mehr so genau - immer wieder an Schreibratgeber in Print + Internet. Da sucht man nach Orientierung, nach Vorbildern, nach Beispielen von Schriftstellern, die erfolgreich sind oder waren. ... Mann, bin ich heute Abend wieder mal destruktiv. Wer mich an dieser Stelle noch ernst nimmt, ist selber schuld. Hat aber nicht das geringste mit diesem Thread (der mir sehr gut gefällt) oder mit Euch zu tun.
"... ah ye don't believe, we're on the eve of destruction" (Barry McGuire)