Hi Trippel,
danke fürs Einschalten. Ich Unwissende musste jetzt erst mal nachschlagen und hab gleich was dazugelernt. Die Begriffe Deuteragonisten und Tritagonisten kannte ich noch gar nicht.
Das Wort Protagonist leitet sich dabei aus dem Griechischen ab (πρωταγωνιστής, protagonistés) und bedeutet in etwa „Erst-“ oder „Haupthandelnder“. Dabei lässt sich „prótos“ mit „der erste“ und „ágo“ mit „bewegen, führen oder handeln“ übersetzen.
Der Protagonist ist der „Haupthandelnde“ in einem Werk.
Der Gegenspieler des Protagonisten ist der Antagonist, der versucht, die Pläne des P. zu durchkreuzen und ist häufig auch das charakterliche Gegenstück.
Die zweiten und dritten Hauptrollen werden als Deuteragonisten und Tritagonisten bezeichnet.
Antagonist (altgriechisch ἀνταγωνιστής antagonistés „Gegner, Widersacher, Feind“, aus ἀντί antí „gegen“ und ἄγειν ágein „handeln, agieren“; wörtlich „der Gegenhandelnde“)
Trippel:
Beim dritten Punkt musste ich grinsen. Es ist zwar nicht unmöglich, macht aber wenig Sinn aus Sicht des Antagonisten zu schreiben, denn wenn ich das mache, wird er zum Protagonisten. Pro heißt dafür, anta dagegen. Wer für das Böse ist, ist ganz klar der Protagonist. Wer dagegen ist, der Antagonist. Jedenfalls, wenn der Autor seine Hauptfigur entsprechend ausgewählt hat. Aber das hast du, glaube ich, nicht gemeint. Formulier das mal um. Es wird Dir nicht ganz leicht fallen. Ist etwas tricky.
Wenn ich jetzt die Definitionen oben richtig verstanden habe, irrst du dich hier. Der Antagonist wird nicht zum Protagonisten, wenn aus der Sicht des Antagonisten geschrieben wird.
Zurück zu den Tipps. Ist tatsächlich ziemlich tricky, das rüberzubringen. Vielleicht sollten wir das Wort Antagonist einfach ersetzen durch "Feind". Ist ja spannungstechnisch durchaus opportun, dem Leser einen Blick in die Gedanken und Pläne des Feindes zu geben, damit er mitfiebern kann, ob der Held in die Falle tappen wird oder nicht. Vielleicht also einfach so:
- Überleg dir gut, ob und wie du aus der Sicht des Feindes schreiben willst. Wenn ja, dann lass ihn nicht einfach durch und durch böse sein. Erzeuge auch beim Feind eine Bereitschaft beim Leser, seiner Sicht der Welt zu folgen.
Ganz klar ist: weg mit dem schwarz-weiß. Aber wenn der Autor Figuren erschafft, die leben, dann sind diese nie schwarz-weiß. Es sei denn, sie haben geschlafen und jemand hat die obere Seite mit Ruß bepudert.
ja, hat was doppelt Gemoppeltes. also könnte das mit dem Schwarz-Weiß und der Vielschichtigkeit auch einfach raus. Um den eigentlichen Punkt aber noch mal richtig deutlich zu machen, sollten wir vielleicht den einen Punkt doch mit aufnehmen, auch wenn das natürlich in deiner Formulierung auch schon impliziert ist:
- Erschaffe Figuren, mit denen der Leser sich identifizieren kann.
Nebenfiguren? Eine schwierige Kiste. Sind sie Stereotype, verzeiht der Leser das meistens. Ich kenne aber kein Beispiel, wo ein Stereotyp einen Vorteil bietet. Andererseits is es nicht so ganz einfach zwischen Stereotyp, Klischee und Archetyp zu unterscheiden.
Ich persönlich arbeite ja ganz gerne mit Stereotypen, Klischees und Archetypen im Ansatz, um sie dann zu durchbrechen. Daraus kann man einfach schnell eine gewisse Erwartungshaltung beim Leser wecken, und dann lassen sich schöne Überraschungsmomente oder humorvolle Szenen bauen. Bei Rotkäppchen hatte ich sogar eine ganze Geschichte, die als Stereotyp vorlag, was viel Spaß gemacht hat. Und nur in einem solchen Zusammenhang funktioniert dann ein Anfangssatz wie: "Aufstehen, Rotkäppchen! Hühner füttern!" Funktioniert natürlich nicht mit einem Namen wie Jens oder Agnes.
Aber darum ging es eigentlich nicht in dem Tipp. Vielleicht sollte man tiefer unterscheiden zwischen Hauptfiguren, Nebenfiguren und Randfiguren. Nicht jede Figur, die in einem Roman auftaucht, muss fein gezeichnet und ausgeführt werden. Das kann auch zu einer Art Überbeanspruchung des Lesers führen. Es dürfen ab und an Stereotypen auftauchen. Passiert das dauernd, nervt es. Passiert es manchmal, ist es ein probates Mittel, das Hauptaugenmerk des Lesers auf die eigentlich wichtigen Dinge in einer Szene zu lenken. Der verkniffene Beamte, der joviale Wirt usw.
Man kann solche Randfiguren natürlich auch völlig neutral halten. Der Wirt schenkte uns Bier ein. hmmm ... ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was da besser oder schlechter ist. Ich weiß nur, ich bin manchmal genervt davon, wenn völlig unwichtige Randfiguren mit Namen benannt, ausführlich beschrieben werden mit Aussehen und Kleidung usw., am besten noch mit irgendwelchen liebenswerten kleinen Macken versehen werden, weil sie dann eine Wichtigkeit erlangen, die unnötig ist. Ich lese dann und frage mich, ob ich mir all diese Dinge an dieser Randfigur merken sollte, weil die Figur bestimmt wieder auftauchen wird, was sie dann aber nicht tut. Das macht das Lesen anstrengend und führt bei mir dazu, dass ich mich irgendwann vom Autor veräppelt fühle und das Buch beiseite lege.
Aber insgesamt ist das natürlich ein eher weites Feld. Ich weiß nicht, ob wir das als Tipp aufnehmen sollten ... Falls ja, dann schlage ich vor, das Wort "Nebenfigur" durch "Randfigur" zu ersetzen. Oder vielleicht sollte man es auch insgesamt umformulieren oder halt doch besser weglassen?
LG
Kass