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Schreibtips für Anfänger - und alte Hasen (Prosa)
Oflinitrium:
Ich hätte noch einen:
baue deine Figuren so auf, dass du als Autor sie liebst und nicht erst lernen musst sie zu lieben. (das gilt auch/vor allem für Antagonisten).
Ist jetzt nicht super formuliert, aber was ich damit sagen will ist: Ich bin davon überzeugt, dass man Figuren nur authentisch schreiben kann, wenn man sie als Autor auch wirklich "mag". Damit meine ich auch, dass man die bösen Taten des Antagonisten mögen sollte und man Spaß daran hat diese zu schreiben. Es geht nicht darum, dass man alles gut finden muss was die Figuren machen oder man keine Figuren hat die einem schwer fallen. Sondern einfach darum, dass man keine Figuren hat, gegen die man sich als Autor mehr oder weniger sträubt. Es gitlt die Regel - Je mehr ich mich am Ende über den Tod des Antagonisten freue, desto mehr "mag" ich diesen auch.
Bei Antagonisten habe ich häufig das Gefühl, dass sie einfach nur ihre Rolle erfüllen und das wars. Dabei sind gerade diese eine gute Gelegenheit auchmal die dunkelsten Ecken des eigenen Denkens ausleben zu könne und man sollte das auch tun. (wobei das eigentlich auch ein guter eigenständiger Tipp ist.)
(für eine knackigere Formulierung wäre ich dankbar^^)
merin:
Mhm. Ich würde daraus "Nimm deine Figuren ernst und freunde dich mit ihnen an" machen. Aber das ist nicht ganz das Gleiche.
Lionel Eschenbach:
Hmm, kann ich meine Figuren mögen???
Nein, ich muss sie nicht mögen, ich kann sie hassen, will ihren Tod sehen und will nie so werden, wie ich sie schreibend erfinde. Mein Antagonist soll dafür leiden, dass er andere quält und Intrigen spinnt. Ich mag ihn nicht, will auch nicht so werden wie er.
However, die Beweggründe müssen nachvollziehbar sein, warum handelt er so. Was hat ihm zu dem werden lassen? Sicherlich in meinem Genre, gehe ich nur sanft in die Tiefe, ist ja ein Fantasy-Roman.
Ich finde es harte Arbeit, mich in einen Prota hineinzusetzen, dem ich eine andere Persönlichkeit verpasse als mir. Dann stelle ich mir Freunde vor, die charakterlich so sind wir mein Held. Habe einen Freund, ein begnadeter Netzwerker, Unternehmer und Alphatier. Eine Figur kommt nach ihm. Aber liebe ich diese Figur. Hmm. Nein, ich schätze sie, ja in Teilen wäre ich auch so wie er ja. Durchsetzungsstark und unbeugsam. Auch die dunklen Seiten auszuleben, Intrigen zu spinnen, mich gegen andere für meinen Vorteil durchzusetzen. Ja. Aber liebe ich sie. Nein.
Sie sind nur ein Ensemble, das ich kreiere. ich versuche schon aus den charakterlichen Eckpfeilern, wie ich sie gezeichnet habe, mir zu überlegen, wie sind sie wohl als Menschen? Wie würden sie in der und der Situation reagieren? Ich versuche ihnen - soweit ich die Fähigkeit dazu besitze - Leben einzuhauchen. Mal mehr oder weniger gut.
Aber lieben nein. ich will jetzt sagen, sie sind mir gleichgültig. lach, nein, manchen Abend sitze ich auf dem Balkon und unterhalte mich mit meinen Protagonisten, um ein Gespür dafür zu bekommen, was sie sagen würden. Ist so eine Übung. Suche mir ein Thema aus, was in den Roman passt und dann diskutiere ich in Gedanken, wie die Figuren antworten. Aber nein, lieben muss ich sie nicht.
Sie gehen mir manchmal auf den Geist. Aber ja, sie sollen mehr sein als stereotype Superhelden, die sie so oder so eh sind, mit ihren göttlichen Fähigkeiten.
Ich hasse sie, jawohl, jeder beklagt sich, er will mehr Raum im Roman :)
P.S. Mein Tipp: Diskutiert mit euren Protos in Gedanken. Welche Sicht haben sie auf die Dinge. Würden sie Trump mögen oder nicht. Das hilft mir.
L.
Trippelschritt:
Ich weiß nicht. Unter meinen Figuren sind auch jede Menge Ärsche. Und die kann ich wirklich nicht ab. Aber ich kenne sie recht gut. Und sie erfüllen ihre Funktion in der Geschichte. Und ich schreibe sie über sie deshalb authentisch, weil sie mir in meinem Leben immer wieder begegnet sind. Nein, ich mag sie nicht. Wirklich nicht.
Trippelschritt
kass:
hmmm ...
Wir haben tatsächlich noch nicht einen Tipp drin zum Thema Figuren. Ich versuch mich mal ein bisschen und wäre dankbar, wenn ihr mir dabei helfen könntet. Ich glaube, Trippel wäre der Richtige, um hier ein paar gute Tipps zur Figurengestaltung zu formulieren. Er hat sich damit viel intensiver beschäftigt als ich. Bei mir ist es mehr so aus dem Bauch heraus.
Ich habe gerade einen Text von einer Autorin gelesen, mit der ich mich austausche. Sie schreibt spannend und humorvoll, hat eine hübsch spitze Zunge, genau mein Ding, aber sie hat etwas gemacht, worüber ich schon ein paar Male hier und in einem anderen Forum gestolpert bin, weil es ungewöhnlich ist und eine Herausforderung an den Autor darstellt, nämlich aus der Sicht der "Bösen" geschrieben. Nach etwa 50 Seiten konnte ich mich einfach nicht mehr dazu überwinden, noch weiterzulesen. Die Figuren waren mir derart unsympathisch, dass es mir jede Freude am Lesen genommen hat. Und ich empfand es auch als völlig unglaubwürdig, weil ich davon ausgehe, dass “das Böse” sich selbst nicht als das Böse wahrnimmt.
@Lionel:
--- Zitat ---die Beweggründe müssen nachvollziehbar sein
--- Ende Zitat ---
Das finde ich, ist einen Tipp wert. Ich würde es ähnlich ausdrücken, allerdings ein bisschen erweitern:
28. (Lionel) Die Beweggründe der Figuren müssen nachvollziehbar sein, (wenn auch nicht von Anfang an, so doch im Laufe der Geschichte).
Trippel hat ja schon ein paar schöne Sachen dazu gesagt. Ich fände es gut, wenn diese Tipps mit aufgenommen werden würden, weil sie so anschaulich sind:
29. (Trippel) Du bist Gott. erschaffe dir Figuren, die leben
30. (Trippel) Und dann lass sie leben. das ist immer besser als über sie zu schwätzen
31. (Trippel) und mach es ihnen nicht zu einfach
32. (Trippel) Schau ihnen über die Schulter. Das ist besser als aus der Ferne zuzuschauen
und hier meine Versuche:
33. (Kass) Vermeide Schwarz-Weiß-Malerei bei den Hauptfiguren. Lass die Hauptfiguren vielschichtig sein. Der Leser muss sich mit den Hauptfiguren identifizieren können.
34. (Kass) Bei Nebenfiguren ist die Verwendung von Stereotypen manchmal sinnvoll, denn sie hilft dem Leser, sich zurechtzufinden. Zu viele Stereotypen wiederum flachen die Geschichte ab und machen sie zu vorhersehbar.
35. (Kass) Überleg dir gut, ob du aus der Sicht eines Antagonisten schreiben willst. Wenn ja, dann lass ihn nicht einfach durch und durch böse sein. Erzeuge auch beim Antagonisten eine Bereitschaft beim Leser, seiner Sicht der Welt zu folgen.
Ofli:
--- Zitat --- Bei Antagonisten habe ich häufig das Gefühl, dass sie einfach nur ihre Rolle erfüllen und das wars. Dabei sind gerade diese eine gute Gelegenheit auchmal die dunkelsten Ecken des eigenen Denkens ausleben zu könne und man sollte das auch tun.
--- Ende Zitat ---
Finde ich auch eine gute Anregung. Vielleicht so?:
36. (Oflinitrium) Lass den Antagonisten nicht einfach nur seine Rolle erüllen. Es ist eine gute Gelegenheit, auch einmal in die dunklen Ecken des eigenen Denkens abzutauchen. Nutze dies.
Das läuft ja hier unter “Schreibtipps für Anfänger und alte Hasen”. Vielleicht ist dieser ganze Bereich Figurengestaltung schon zu weitgehend und nur bedingt für Anfänger geeignet, aber grundsätzlich fände ich es nicht verkehrt, wenigstens ein paar Tipps zu diesem Thema mit aufzunehmen.
LG
Kass
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