Einige meiner Notizen aus 'Die Kunst des Erzählens' von James Wood.
Zitat von ihm:
Wenn ich von erlebter Rede spreche, spreche ich eigentlich von Perspektive und bei Perspektive eigentlich über die Wahrnehmung von Details und bei Details eigentlich über Figuren, und spreche ich über Figuren, dann spreche ich eigentlich über die Wirklichkeit, welche meine Erkundungen zugrunde liegt.
Ich finde das sagt wunderbar etwas über die Mittel und deren ineinandergreifen aus.
Im ersten Kapitel 'vom Erzählen' widmet er sich (aus Sicht der dritten Person) sagen wir mal den zwei Blickwinkeln, aus denen man als Autor ein Ereignis schildert.
Wirken die Worte der Figur stimmig, oder klingt sie eher nach dem Autor?
Eine gute Frage (die ich mir zumindest noch nie gestellt habe.)
Das wird von der erlebten Rede mitbestimmt; sein Beispiel dazu:
Ted verfolgt das Orchesterspiel mit lächerlichen Tränen in den Augen.
Laut seiner These funktioniert der Satz auch ohne 'lächerliche' – doch damit entfällt das charakterisierende an der Figur und nur der Autor ist zu hören. (Er schreibt auch, dass man es kaum merklich einsetzen sollte; also vermutlich sparsam.)
In einem etwas längeren Beispiel wird der Zoom zu einer Person hin und weg, zurück zum Autor dargestellt. Dabei geht es besonders um das Miterleben von Gefühlen. Wood hebt ein Wort entschieden hervor, das besonders die Empfindungen der Figur wiedergibt; ein Adjektiv. Für mich eine Bestätigung davon, dass der sparsame Gebrauch einen größeren Effekt erzielt.
Was mich an diesem Kapitel am meisten Neugierig gemacht hat, ist die 'deskriptive Pause'.
(Für mich ein weiteres Beispiel zum zoomen.)
Woods Beispiel aus 'Das Geschäft des Lebens' von Soul Bellow
Eine lange, ebenmäßige Aschenkuppe bildete sich am Ende der Zigarre, der weiße Geist des Blattes mit all seinen Adern und seinem geschwächten Aroma. Sie wurde in ihrer Schönheit von dem Mann nicht beachtet. Denn sie war schön. Aber er beachtete auch Willhelm nicht.“
Das Tempo wird verlangsamt, um die Aufmerksamkeit des Lesers auf etwas zu richten.
Das wiederum erzeugt eine melodische Sequenz.
Für mich, die Momente eher mit dem Pinsel festhält, als mit Worten, ist diese deskriptive Pause so etwas wie ein Kontrast. Es gibt viele Arten von Kontrasten. Aber dieser hier ist für mich hell-dunkel; einer der wichtigsten.
Ich würde allzu gerne lernen, damit zu arbeiten …
Weil … ich finde neben der Handlung (in der es natürlich viele Momente gibt) muss es eine Hierarchie aus starken und 'normalen' Momenten geben; sonst wird das ein Einheitsbrei. Und diese 'starken' Momente braucht man mMn nach vor allem wenn man z.B. eine neue Figur einbringt; es wirkt dadurch einprägsamer.
Schön und gut in der Theorie … was die Umsetzung betrifft, suche ich noch nach Übungsmethoden oder überlege mir welche.
Ich weiß nicht, ob ihr damit etwas anfangen könnt.
Hoffe aber, ihr könnt es.
Also, für meine Liste: 'deskriptive Pause' einbauen und (sparsam) passende (starke, aussagekräftige oder auch abschwächende, je wie man es braucht) Adjektive finden.
(in den weiteren Kapiteln kommt modernes Erzählen und was übers flanieren … )