Hach, ich hätte gleich mehrere Punkte und weiss gar nicht, wo ich anfangen soll. Beim Klischee? Beim Abklatsch von HdR? Beim Einzigartigen? Bei der Frauenrolle in HP? Oder allem zusammen?
Nun, alles zusammen ist wohl zu chaotisch. Also fange ich mal mit was an, das aktuell grad auch zur Diskussion des Stellenwerts der Idee in einer Geschichte passt.
Denn HP ist in meinen Augen ein wunderbares Beispiel dafür, wie altbekannte Ideen wieder aufgegriffen, angepasst, neu interpretiert und in ein wunderschön eingewickeltes neues Paket transformiert werden.
Seien wir ehrlich, kaum etwas aus HP ist unbedingt neu. Trennung Magie-Menschenwelt - nichts neues. Zauberlehrling/Zauberschule - nichts neues. Kampf der wenigen Gerechten in massiver Unterzahl gegen die Bösen allgemein und den fiesen, unbesiegbaren Oberbösen? So was von nicht neu. Dementoren, Todesesser, schwarze Magier? Nicht neu. Das bestehen von Aufgaben, die such nach verschwundenen Personen/Artefakten, das Buch, das dich in Deine Welt zieht, Misstrauen, Verrat, alle Nahestehenden des Helden, die in Gefahr geraten oder sterben und die daraus resultierende Bürde und Zerknirschtheit und Selbstvorwürfe des Helden - alles schon gehabt. Und, definitiv auch meistens beste Klischeevorlagen.
Und doch ist HP nicht etwa nie publiziert worden weil eben alles bekannt und abgekupfert schein auf den ersten Blick. Im Gegenteil, HP entwickelt sich nicht nur zum Kult, es wird zum Inbegriff des Zauberschülers an dem kein künftiger Autor mehr vorbei kommen wird. Nicht ohne Vergleich oder Referenz, die es zu geben oder zu vermeiden gilt.
Warum? Weil zwar kaum etwas neu ist - aber in einzigartiger Weise zusammengestellt und transformiert und mit so vielen genialen kleinen Details versehen wurde, was die HP-Welt reich und zauberhaft und - eben - doch einzigartig macht. Erstens verfrachtet JKR all die Stoffe in ein Kinderbuch. Dadurch kann sie vielen Kritikern entgehen und den vielen Klischees sogar etwas Legalität verschaffen. Ich bin überzeugt, HP hätte nie diesen wahnsinnigen Durchbruch geschafft, wäre das alles in der Erwachsenenwelt angesiedelt. Die starke Unterteilung der meisten Charaktere in Gut und Böse, die totale Überzeichnung vieler Charaktere, fast schon hin zum Inbegriff des Klischees - hätten wir ihr das verziehen, wenn Harry in den Zwanzigern/Dreissigern gewesen wäre?
Ausserdem kann sie uns so auf fast schon kindliche Weise in die Magiewelt einführen, die - aus den Augen eines einsamen, unglücklichen kleinen Jungens - natürlich umso umwerfender, magischer, zauberhafter und gut erscheint. Was bleibt uns anderes übrig, als uns in diese Welt zu verlieben, bevor uns bewusst wird, welche Gefahren auch in dieser Welt lauern? Bis wir das begreifen ist es viel zu spät und wir sind schon zu verzaubert, um uns da noch von Harrys Geschichte abwenden zu können.
Tja, und dann hat sie das Ganze mit ein paar genialen Ideen gewürzt: zum Beispiel all die Bezeichnungen: oftmals so simpel, aber unglaublich einprägsam: Muggle, Dementoren, die Pflanzenlehrmeisterin die Sprout heisst, der Heuler, the whumping willow, der Verräter, der sich als Ratte tarnt, die Uhr, die den Standort aller Familienmitglieder anzeigt - und, und, und ... Ich denke hier v.a. Dingen liegt das Neue, was HP abhebt und - neu - macht.
Gedanken? Meinungen?