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VL2: Diskussion zur Harry Potter-Reihe

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Chibou:
Ich habe alle Bände bis zum sechsten gelesen. Viele sogar mehrfach, das zweite und vierte glaube ich sogar vier Mal ... es ist DER Roman für mich, mit dem ich überhaupt zu 'lesen' angefangen habe. So mit 13 oder so ...
Jedenfalls mochte ich Harry nie wirklich ^^ haha  :biggrin: Ja, ich war sogar eifersüchtig. Weil: Meine Fresse, ich hab auch ne ... schwierige Kindheit gehabt. Und? Passiert mir so was? Nein. das passiert nur ... in Büchern. Und dann zickt der noch ständig rum! Ah, hat mich das aufgeregt!!! Und trotzdem habe ich weiter gelesen. Bände sogar doppelt.
Warum? Weil ich bis dato nichts anderes kannte  :biggrin: nein, ich kannte nichts anderes und hatte auch keine Lust, mich mit etwas anderem anzufreunden. Den letzten Band hab ich seit sechs Jahren im Regal stehen, hab den schon an zwei Freundinnen verliehen und selbst nie gelesen, weil Harry mich nervt. Und nichts bringt mich mehr dazu, darüber hinweg zu sehen ...

Aber mich hat wirklich mit all ihrer Vielfalt 'diese' andere Welt fasziniert und in ihren Bann geschlagen.
Die freundlichen Leute ... und wie die Handlung in einander verhakt war, Dinge, über die man glaubte Gewissheit zu haben, am Ende doch nicht so waren oder andere Gesichter zeigten.
Ich mag die Geschichte wirklich sehr. Nur halt die Hauptperson nicht ^^ wegen dem Ganzen Drama um ihn herum.

EDIT : Und seit dem ich von dem Ende weiß, will ich erst recht nicht mehr lesen ^^

Trippelschritt:
Wo wir schon bei den Figuren sind.
Die Hauptfiguren, also das Trio, haben mich nie so richtig interessiert.
Und das, obwohl Harry eine Entwicklung inklusive Frühpubertät durchmacht,
Bei Hermione ist mir da zu viel Abstand und Ron bleibt hinsichtlich Entwicklung
etwas blass.
Nur stört mich das nicht groß, denn als Kind hat mich eine Weiterentwicklung meiner
Helden immer irritiert. Die mussten so bleiben, wie sie waren. Auch wenn ich selbst älter wurde.
Na ja, eine Reihe, die sich über so viele Jahre meines Lebens erstreckte, kenne ich aus
meiner Jugendzeit nicht. Also ist das relativ.

Was mich aber als erwachsener Leser so fasziniert hat, waren die unterschiedlichen Charaktere in der zweiten Reihe. Der Lehrkörper war allererste Klasse, Rons Families dito, Sogar die Politiker waren gut skizziert. Da ist viel Liebe zum Detail hineingegangen. Ganz großes Theater für mich.

Liebe Grüße
Trippelschritt

Mooncat:

--- Zitat ---Die Hauptfiguren, also das Trio, haben mich nie so richtig interessiert.
--- Ende Zitat ---
Wobei ich mich frage, ob das nicht eine Frage des Alters ist. Al ich mit der Buchreihe angefangen habe, hat mich das Trio schon sehr interessiert - v.a Harry/Hermione, Ron war mir immer relativ egal - und Harry allein war mir schon immer viel zu epetepete. Aber die Dynamik in der Gruppe und die Handlungen als Gruppe, die fand ich immer sehr gut.
Heute interessieren mich die Erwachsenen mehr: Snape, McGonagall, Sirius und Remus v.a. und ich wünschte mir, man würde mehr von ihrer Seite her sehen.

@Ryek/Fabian

--- Zitat ---Harry Potter ist vom ersten Moment der Romanreihe auf dem Weg zu einer Ikone, jemand, dem andere nie wirklich nahekommen. Er ist der Auserwählte Retter des Zaubereiwesens gegen Voldemort, und alles was er tut, beabsichtigt oder unbeabsichtigt, dient diesem Ziel. Daran läßt die Autorin, meiner Meinung nach, nie Zweifel aufkommen, auch wenn ihr Protagonist manchmal zweifelt.?
--- Ende Zitat ---

--- Zitat ---Das wiederum hat mir gut gefallen, dass JKR die beiden Leistungsträger in Zauberdingen und Lebensklugheit nicht auch gleich noch in eine Liebesbeziehung verwickelt, da hat sie meiner Empfindung nach ein Klischee sauber gegen den Strich gebürstet.
--- Ende Zitat ---
Aber genau das tut sie nicht in meinen Augen. Vielleicht wenn sie ihn wirklich 'leer' hätte ausgehen lassen, aber nein, sie hängt ihm ja Ginny an. Ausgerechnet Ginny! Okay, gut, es könnte Ryeks Theorie von der unerreichbaren Ikone unterstützen, denn sie sieht in ihm eh kaum was anderes als den Helden und sie ist die klassische Heldenverehrerin. Weswegen sie auch die völlig falsche Partnerin für ihn ist.
Er hätte eben Hermione gebraucht, eine, die schlauer ist als er, sich nicht scheut, tacheles mit ihm zu reden und ihm in erster Linie auch immer eine Freundin war, vor allem anderen, mit der er über alles reden konnte.
Aber gut, das ist ein Punkt wo wir uns eh nicht einig werden.

Was die Ikone angeht - Hmm, zwischendurch wird auch Neville als möglicher Kandidat für die Prophezeiung hochgespielt. Was wohl wenige als ernsthafte Option angesehen haben, seit dem ersten Band war eigentlich klar, dass es zum Showdown zwischen Harry und Voldemort kommen muss. Trotzdem - das war eigentlich ja auch Teil seiner Bürde, der Auserwählte zu sein. Dass er entweder als Erlöser oder als Hindernis - oder teilweise sogar als Boy, who cried wolf - angesehen wurde und entsprechend behandelt wurde. Viel Macht über sein eigenes Schicksal hatte er nie. Sicher, er hätte sagen können, interessiert mich nicht, schaut selber - dann wäre er ziemlich schnell tot gewesen. Oder zur dunklen Seite überlaufen, zumindest zeitweise wenigstens - aber das wäre eine andere Geschichte und schon gar nicht eine für Kinder. Viel Wahl blieb ihm da nicht.
Und anstatt dieses Dilemma ernst zu nehmen zieht JKR es ins Lächerliche mit dem unmöglichen happy Happy End, das er schliesslich gekriegt hat.


--- Zitat ---Eigentlich spannend, dass eine vorhersehbare Gesamthandlung den Leser Band für Band in den Bann schlägt.  Gehört es zur Diskussion, herauszufinden wie die Autorin das schafft?
--- Ende Zitat ---
Klar doch! Solange es HP betrifft kann hier alles diskutiert werden.
Also nur zu, könnt ja mal damit anfangen, was ihr für das Geheimnis haltet.

@Chibou

--- Zitat ---Den letzten Band hab ich seit sechs Jahren im Regal stehen, hab den schon an zwei Freundinnen verliehen und selbst nie gelesen, weil Harry mich nervt.
--- Ende Zitat ---
Tröst dich, das geht mir genauso. Okay, mich nervt eher der Schluss, und die Handlung kenn ich eh wegen den Filmen, aber ich hab jetzt für die VL die Bücher parallel als eBook besorgt, vielleicht nehm ich ja jetzt endlich den Anlauf. Weil nach dem ersten werde ich sicher weiterlesen wollen.

Fabian:

--- Zitat von: Mooncat am 01 September 2014, 18:09:14 ---@Ryek/Fabian

--- Zitat ---Harry Potter ist vom ersten Moment der Romanreihe auf dem Weg zu einer Ikone, jemand, dem andere nie wirklich nahekommen. Er ist der Auserwählte Retter des Zaubereiwesens gegen Voldemort, und alles was er tut, beabsichtigt oder unbeabsichtigt, dient diesem Ziel. Daran läßt die Autorin, meiner Meinung nach, nie Zweifel aufkommen, auch wenn ihr Protagonist manchmal zweifelt.?
--- Ende Zitat ---

--- Zitat ---Das wiederum hat mir gut gefallen, dass JKR die beiden Leistungsträger in Zauberdingen und Lebensklugheit nicht auch gleich noch in eine Liebesbeziehung verwickelt, da hat sie meiner Empfindung nach ein Klischee sauber gegen den Strich gebürstet.
--- Ende Zitat ---
Aber genau das tut sie nicht in meinen Augen. Vielleicht wenn sie ihn wirklich 'leer' hätte ausgehen lassen, aber nein, sie hängt ihm ja Ginny an. Ausgerechnet Ginny! Okay, gut, es könnte Ryeks Theorie von der unerreichbaren Ikone unterstützen, denn sie sieht in ihm eh kaum was anderes als den Helden und sie ist die klassische Heldenverehrerin. Weswegen sie auch die völlig falsche Partnerin für ihn ist.
Er hätte eben Hermione gebraucht, eine, die schlauer ist als er, sich nicht scheut, tacheles mit ihm zu reden und ihm in erster Linie auch immer eine Freundin war, vor allem anderen, mit der er über alles reden konnte.
Aber gut, das ist ein Punkt wo wir uns eh nicht einig werden.

--- Ende Zitat ---

Klischee war hier vielleicht nicht das richtige Wort (aber so gehts, wenn man schnell mal was runterschreibt): eigentlich hat sie mit ihrer Figurenzeichnung eher eine Erwartungshaltung geweckt (anfangs vielleicht unbeabsichtigt, aber für die Leserbindung war das über die ganze Serie hin sicher hilfreich) - um diese Erwartungshaltung dann konsequent nicht zu befriedigen (ich kann mich nicht erinnern, das Hermione und HP von JKR jemals ernsthaft in Versuchung geführt worden wären, sich einander mehr als freundschaftlich zuzuwenden).

Wenn du sagst: Er hätte eben Hermione gebraucht, dann mag sie aus deiner spezifischen Sicht vielleicht besser zu ihm als (Lebens-)Partnerin gepasst haben, aber hier würde mich dann in erster Linie interessieren, ob diese Konstellation im Rahmen der Serie überhaupt möglich gewesen wäre. Wozu hätte HP Hermione in einer anderen Konstellation im Sinne des Plots gebraucht?

Ich spekuliere mal, warum JKR so sehr  Freundschaft und Familie als die tragenden Werte im Kampf gegen das Böse einerseits und die organisierte Gesellschaft (den Staat, das Zaubereiministerium, die Bürokratie) andererseits herausstellt: weil sie (im utopischen Sinne, und um im selbstgesetzten Rahmen genau dieser Geschichte zu bleiben) an die Tragfähigkeit dieser beiden Faktoren Freundschaft und Familie glaubt. Warum nicht - in einer Welt, in der Zauberer neben Muggeln leben? In der das Böse bekämpft wird, ohne das dieser Kampf die Guten korrumpiert? Gibt es in der Serie unter den Hauptfiguren auch nur einen "echten" Verräter, einen Schwankenden, der mal zur einen, mal zur anderen Seite kippt? Auch nur einen, der die Seiten wechselt? Malfoy ist der einzige (nach meiner Erinnerung), und der begeht keinen eigentlichen Verrat, sondern kommt zur Einsicht und wird erlöst (wieder in den Kreis der Guten aufgenommen).

Ich nehme an, die Begrenztheit ihres Entwurfs dürfte JKR bewusst gewesen (geworden) sein, und nicht umsonst hat sie in ihrem ersten Roman nach der Serie (Ein plötzlicher Todesfall) ein ganz anderes Gesellschaftsbild (auch eine ganz andere Jugend) gezeichnet.

(Wie gesagt: meine Idee ist spekulativ und hypothetisch, die Lektüre liegt zu lange zurück.)

merin:
Ich glaube mich hat der heile Kern in Harry angesprochen. Für mich ist die Funktion der Rückblende im zweiten Kapitel auch die, auf diesen Kern hinzuweisen: Harry hatte die perfekte Liebe seiner Eltern und er kann davon zehren. Das ist ein Stück weit kitschig, aber es ist auch ungemein tröstlich.
Die Geschichte an sich hat etwas archetypisches: es ist die Heimkehr des verlorenen Sohnes. Und ich glaube, dass dieses Grundthema nicht unwichtig ist. Mich erinnert es an "Die unendliche Geschichte" auch in der phanatsievollen Ausgestaltung.

Nun noch zum Geschlechterbild etwas schreiben bitte. Das fände ich wirklich spannend. :biggrin:

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